Journalisten
haben ja einen Drang zu Verschwörungstheorien. Sie wittern
und wühlen und drehen das scheinbar Selbstverständliche auf
den Kopf. Wir haben uns bei der Veröffentlichung von Verschwörungstheorien
in den vergangenen Jahren einen recht guten Namen gemacht. Wir
entlarvten Prinzessin Diana als Fälschung, bewiesen, dass es
die Stadt Bielefeld nicht gibt und spürten den Führer im südamerikanischen
Exil auf.
Es lag daher nahe, dass man uns
bat, einen kritischen Blick auf die bosnische Pyramiden-Theorie
zu werfen. Ein Archäologe nämlich hat angeblich nahe Sarajewo
die ersten Pyramiden Europas entdeckt (siehe Bild). Die so genannte
bosnische Stufenpyramide habe Ähnlichkeit mit den südamerikanischen
Weltwundern. Für das Selbstbewusstsein des alten Europas wäre
das Balsam, zöge man doch endlich mit arroganten Supermächten
wie Ägypten gleich.

Unsere
Wissenschafts-Redaktion hat zunächst festgestellt, dass nur
eine dünne Grasnarbe über der Hügelformation wächst. Die
Pyramiden dürften demnach höchstens 25 Jahre alt sein. Konstruiert
wurden sie wahrscheinlich in leichter Spannbetonbauweise - offensichtlich
in der Absicht, zahlungskräftige Besucher in die nebligen Seitentäler
rund um Sarajewo zu locken. Unklar ist bis jetzt, ob sie auch
als Grabstätte für verdiente Politiker gedacht waren, da es
diese bis heute dort nicht gibt. Die Pläne für das erste ägyptische
Museum auf dem Balkan allerdings dürften durch den Fund einen
neuen Impuls erhalten.
Doch Vorsicht! Auch
in Deutschland geistern immer wieder archäologische Sensationen
durch die Medien, die am Ende als Irrfahrten betrunkener Landwirte
durch Weizenfelder oder als Autobahnraststätten entlarvt wurden,
die von ebenfalls betrunkenen Architekten entworfen wurden.
Ohnehin ist der Pyramiden-Mythos ein wenig verblasst, da in
der politischen Debatte permanent mit Alters-, Renten-, Kranken-
und Steuerpyramiden gearbeitet wird. Im Trend liegen eher Fussballkugeln
und Flachbildschirme.
Und auf deren Format
sind Pyramiden ohnehin nicht mehr darstellbar. |