Ältere
denken beim Begriff "Herunterladen" ja noch an
kräftige Männer mit Unterhemden, die einen Betonmischer von
der Ladefläche eines Lastwagens wuchten. Solche Arbeiten gibt
es heute nicht mehr. Gäbe es sie, könnten die Arbeiter das mit
dem Herunterladen von Maschinen oder Zementsäcken mühsam verdiente
Geld mit dem Herunterladen von Handy-Klingeltönen gleich wieder
verpulvern. Klingeltöne sind der kulturelle Rohstoff der Globalisierung
und das einzige Produkt, bei dem Europa noch konkurrenzfähig
ist.
Dennoch wurde in dieser Woche eine geplante
Annonce der Zeitschrift "Bravo Girl" untersagt, weil
die Käufer über den Preis der Klingeltöne im Unklaren gelassen
wurden. Dabei sind die digitalen Pipser billiger als ein
Griesspudding bei Aldi. Bis sie aber im Handy heimisch geworden
sind, vergehen Minuten, die teuer bezahlt werden müssen. Die
Länge ist abhängig von der Musik. Das Geräusch einer Klospülung
oder fünf Songs von Tokyo Hotel werden in Sekunden aus dem INternet
geschaufelt. Die "Johannespassion" von Bach braucht
ungefähr einen Monat, auch wenn sie schnell gespielt wird.

Das
wird von Klingelton-Haien skrupellos missbraucht. Berliner
Hauptschüler wurden dazu animiert, sich das Shakspeare-Drama
"Macbeth" als Klingelton auf das Handy zu saugen.
Dafür hatten sie tagelang den Unterricht geschwänzt. Die bleierne
Ruhe auf den Schulhöfen, wo hunderte Schüler mit Kapuzenshirts
in ihre Telefone stierten (siehe Bild), hat die Lehrer alarmiert.
Jetzt ist die Kompaktversion des Dramas im Umlauf, die aus nur
wenigen Tönen besteht und mit Hinrichtungsbildern untermalt
ist.
Wir haben uns dem allgemeinen Trend
zum Klingelton angeschlossen. Wenn SIe, lieber Leser, die
letzten vier Ausgaben als Klingelton runterladen wollen, kostet
das nur neun Euro pro Minute. Damit es schneller geht, haben
wir bis zu 20 kräftige Männer in Unterhemden bereitgestellt,
die mit Schaufeln die Texte und Bilder ins Netz drücken. So
bleiben auch im digitalen Zeitalter Arbeitsplätze erhalten,
bei denen man noch kräftig hinlangen muss. |