Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (02. April 2006)
  

  Eine der häufigsten Fragen, mit denen Journalisten konfrontiert werden, ist die nach der Entstehung des Saturns. Jetzt kann sie beantwortet werden: Die Nasa-Raumsonde Cassini hat nämlich in dieser Woche den Saturn fotografiert und vier Mini-Monde entdeckt, die etwa so gross wie ein Fussballfeld sind. In den Saturnringen verstecken sich rund zehn Millionen Kleinstmonde. Zehn Millionen! Jetzt versteht man, dass sich auch in der Deutschen Nationalelf so viele Spieler auf dem Platz verstecken können. Die Ballacks, die Schneiders oder Lahms sind ja kaum grösser als ein durchschnittlicher Kleinstmond. Bei wichtigen Spielen sind sie irgendwie da, aber man sieht sie nicht.

  Der Saturn jedenfalls entstand, weil vor Milliarden von Jahren ein Eisklumpen auseinander brach, dessen Einzelteile dann die Ringe gebildet haben. Genau wie im deutschen Fussball: Vor Jahrmillionen zerbrach ein Stück Redekristall und entliess tausende von Beckenbauers. Unsere Wissenschaftsredaktion versucht schon lange fieberhaft, diese Fragmente zum Gesamtbeckenbauer zusammenzufügen. Erst dann wissen wir, wie man vor zwei Millionen Jahren die Viererkette aufgestellt hatte. Zur WM werden wir die Ergebnisse präsentieren.



  Unterdessen spielt unsere Mannschaft so, dass man sogar auf dem Saturn über sie lachen würde. Dafür steht eine riesige Aspirin-Tablette am Berliner Spreeufer. Die 25 Tonnen schwere Kunststoffpille soll zur WM den deutschen Erfindergeist symbolisieren. Das erinnert ein wenig an die Pläne für die Reichshauptstadt Germania, die ja nie verwirklicht werden konnte, weil die Wehrmacht ihre Auswärtsspiele verloren hatte. Geplant war damals ein Allee mit erbeuteten Panzern und Kanonen, durch die man Besuchergruppen aus den besiegten Ländern treiben wollte. Dass statt Panzern jetzt Pillen in Berlin stehen, ist eine erfreuliche zivilisatorische Entwicklung. Allerdings werden wohl deutsche Spieler durch die Pillen-Allee marschieren, nachdem sie in der Vorrunde ausgeschieden sind. Sie blicken schaudernd zu Fussballhelden wie Ronaldinho oder Zidane hinauf und anerkennen die Überlegenheit grosser Nationen. Und hoch oben zieht der Saturn unbeirrt seine Bahn.

 

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