Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (05. März 2006)
  

  Dieser Tage ist viel von Geheimagenten die Rede. Das ist erstaunlich, denn der Agent ist eigentlich eine Figur aus der Welt von gestern. Er ist ein Mythos. Damals, im Zeichen des Kalten Kriegs, war er überall und nirgends. Viele schöne Frauen merkten nur an gewissen Druckstellen und einem schalen Nachgeschmack nach Martini, dass sie die Nacht mit einem Geheimagenten verbracht hatten. Die Spione selbst sassen abends gelangweilt in Bars, um auf Informanten oder Gegenagenten zu warten und schoben lässig die Giftkapsel für einen eventuellen Selbstmord zwischen den Zähnen hin und her. Manche sitzen noch heute dort.

  Ein wenig dieses alten Geistes schimmert noch in dem Film "München" durch. Die Liquidation eines gegnerischen Terroristen feiert dort eine Gruppe von israelischen Geheimagenten mit Tanz und Rotwein im Caféhaus. Halb Europa sprach damals von der lustigen Truppe, die ihre Bomben in riesigen Bakelit-Telefonen mit Wählscheibe versteckten, wild ihre Hüte schwenkten und konspirativ von einem Treff zum anderen hetzten. Übrigens: Sollte eines Tages so ein altes Telefon auf Ihrem Schreibtisch stehen - bitte aufpassen.

  Mittlerweise sind Agenten genauso in die Jahre gekommen wie Telefone mit Wählscheibe. In Internetzeiten gibt es keine Geheimnisse mehr, die Romantik des einsamen Wolfs an der Front der Nachrichtenbeschaffung ist verweht. Wer Gehimnisse wissen will, guckt ins Internet und stellt fest: Alles schon bekannt. In Deutschland sitzen Spione gelangweilt in der BND-Kantine bei einem Glas Roten und streicheln zärtlich über Verschlüsselungsmaschinen und vergiftete Regenschirmspitzen. Gegen 17 Uhr fahren sie nach Hause und antworten auf die Frage ihrer Frau, wie der Tag war, mit einem ausweichenden Grunzen. Ab und zu leeren sie die toten Briefkästen in der Umgebung. Doch was sie finden, ist nur Werbung.

  Mit dem Irak-Krieg aber ging ein Ruck durch die Branche. Wie wir jetzt wissen, lieferten deutsche Geheimagenten (Bild typähnlich) den Amerikanern kriegswichtige Informationen. Ihre Tarnung war perfekt. Sie setzten sich mächtige Turbane auf, murmelten Rachenlaute, mischten sich unter das Volk und notierten sich eifrig das Gehörte. Danach verschluckten sie ihre Notizen, riefen die Amerikaner an, die daraufhin das jeweilige Stadtviertel in die Luft jagten. Es war ein bisschen wie früher. Mehr dürfen wir aber nicht verraten. Zerbeissen Sie diesen Artikel sofort nach Ihrer Lektüre und schlucken Sie ihn herunter. Wir melden uns dann wieder.

 

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