Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (19. Februar 2006)
  

  Entschuldigen Sie die Krümmel auf dieser Seite, lieber Leser. Wir essen gerade eine Rose von Mohammad. Nein, das ist jetzt keine neuerliche Beleidigung des Islam, wirklich nicht. Niemand muss sich auf den beschwerlichen Weg in unsere Redaktion machen, um mit Brandsätzen zu werfen oder Zeitungen zu verbrennen. Rose von Mohammad ist der offizelle Name für dänische Kekse, die im Iran verkauft werden. Früher hiessen sie Danish Pastries. Nach den bekannten Ereignissen hatte die Teheraner Konditorei-Innung in dieser Woche die Namensänderung veranlasst.

  Das Beispiel zeigt, wie sich nationale und religiöse Empfindsamkeiten direkt in der Keksdose oder auf dem Teller abbilden. Dieses Phänomen ist keineswegs auf die arabische Welt beschränkt. Die USA hatten aus Ärger über die Zuirückhaltung Frankreichs im Irak-Krieg French Fries in Freedom Fries umbenannt, was man grob mit Freiheitsfritten übersetzen kann. Die Österreicher haben eine geradezu diebische Energie darin entwickelt, unverfängliche Tellergerichte mit Namen zu versehen, die den deutschen Nachbarn in Verwirrung und Angst versetzen. Simple Rouladen beispielsweise nennt der Österreicher Fleischvögerl. Kein Tourist wird in Zeiten der Vogelgrippe allerdings Fleischvögerl bestellen, sondern eher einen Zander (Siehe Bild), den schmackhaften Süsswasserfisch. Der aber wird zwischen Braunau und Neusiedl unter dem Namen Fogosch verkauft. Angesichts eines Fisches namens Fogosch würde wiederum jeder Iraner auf dem sonnendurchglühten Teheraner Grossmarkt verwundert die Nase reiben und ihn ob seines Geruchs in Hölle Allahs oder Schleim des Erhabenen umtaufen. Wer dagegen im Iran eine Stelze bestellt, kriegt auch eine, in Österreich dagegen ein Eisbein.



  Im Irrgarten der internationalen Küche kann man sich also schon mal verirren. Das gilt für den arabischen und europäischen Raum, aber auch für Israel. Dort wies ein Gericht die Klage eines Rervesoldaten ab, der sich über Insekten in einem frischen Salat beschwert hatte. Ungeziefer im Salat sei durchaus normal, hiess es in der Begründung des Gerichts. Gut vorstellbar, dass der lebende Salat unter der Bezeichnung Rache des Propheten seinen Siegeszug jetzt bis nach Teheran oder Österreich antreten wird.

 

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