Geht
es nach aktuellen Umfragen, gehören Ärzte zu den beliebtesten
Personengruppen in Deutschland. Übertroffen werden sie höchstens
noch von Ärzten, die im Fernehen arbeiten. Was Wunder! Junge
Ärzte müssen eine jahrzehntelange harte Ausbildung absolvieren,
in der sie lernen, Bauchhöhlen nach vergessenen Instrumenten
abzusuchen, komplizierte Formulare nach Mitternacht auszufüllen,
mit zwei Händen gleichzeitig vier Patienten abzutasten und bei
den Einladungen der Pharmaindustrie mit Messer und Gabel zu
essen.
Dennoch: Die überbordende Bürokratie
ist den Medizinern verhasst. Jede ihrer Handreichungen wird
katalogisiert und bewertet. Ein vertrauensvolles Augenzwinkern
im Patientengespräch bringt vier Punkte, ein Klaps auf die Schulter
zwölf. Eine ambulante Hirnoperation, von denen routinierte Ärzte
bis zu sieben vor dem Mittagessen schaffen, wird von der Kasse
mit 45 Punkten belohnt.
Dass die Ärzte dagegen
protestieren (siehe Bild), ist verständlich, aber ungewohnt.
Sieht man in Deutschland, doch hauptsächlich Bauern, Karnevalisten
oder Neonazis bei öffentlichen Kundgebungen. Viele Krankenkassen
haben die gesundheitsfördernde Wirkung von Protestumzügen erkannt
und statten jede angemeldete Demonstration mit Nordic-Walking-Stöcken
aus. Damit werden auf mittlere Sicht praktisch alle derzeit
bekannten Therapien, die ja die Hauptursache für die Kosten
im Gesundheitswesen sind, überflüssig.

Ein
genereller Verzicht auf alle Behandlungen ist aber nur mit
mündigen Patienten möglich. Diese reissen sich zusammen, wenn
ihnen nicht wohl ist, legen sich bei ernsteren Beschwerden klaglos
ins Bett und verschonen ihren Hausarzt mit lästigen Besuchen.
Wenn alles nichts hilft, holen sie sich die Apothekenrundschau
und kaufen sich im Internet die nötigen Medikamente. Diese werden
dank eifriger Forschungsarbeit in nur wenigen Jahren so viele
Nebenwirkungen haben, dass sie gegen alle derzeit bekannten
Gebrechen eingesetzt werden können.
Sollte
diese Reform gelingen, kann das Geld der Krankenversicherungen
ohne den lästigen Umweg über den Patienten direkt an
die Kassenärztlichen Vereinigungen ausgeschüttet werden. Deren
Funktionäre wiederrum könnten endlich ihrer Leistung gemäss
mit Golddukaten, vierspännigen Kutschen und Doppelgaragen ausgestattet
werden. Solange aber jeder mit ein bischen Kopfweh gleich zum
Arzt rennt und diesem die Zeit stiehlt, muss weiter demonstriert
werden. |