Es
muss ja dieser Tage über Mozart (siehe Bild) gesprochen werden.
Er gilt zusammen mit Peter Weck, Thomas Bernhard und Peter Alexander
als einer der ganz Grossen der europäischen Küche. Seine Rezepte
zeichnen sich durch seidige Noblesse bei den Zutaten und eine
kultivierte Verdichtung im geschmacklichen Zusammenspiel der
Aromen aus. Von den in Milch eingelegten frühen Quartetten für
Sahnemeerrettich und Beuschel bis zu den opulenten mehrgängigen
Opern auf Basis eines monatelang reduzierten Ariensuds zieht
sich das Wirken Mozarts durch die europäische Küche. Von seinen
Kreationen schwärmen zeitgenössische Komponisten wie Johann
Lafer, Jamie Oliver oder Alain Ducasse.
Unsere
Wissenschaftsredaktion hat einige der Kreationen genauer analysiert
und auf ihre Verdaulichkeit hin überprüft. Ergebnis ist das
"Grosse Mozartkochbuch mit 35 112 Rezepten für
Streichinstrumente,grossen Chor und Orchester". Doch
Vorsicht: Köche, die bisher auf Dieter-Bohlen-Niveau bruzelten,
können mit der verzwickten Kontrapunktik des Salzburger Meisters
Probleme bekommen. Jeder Mozartkoch muss in der Lage sein, mindestens
drei Dinge gleichzeitig zu tun. Ganz wie der Meister selbst,
der ja in einem Rutsch eine Sinfonie aus Blut- und Leberwurst
anrührte, beim Billard das letzte Honorar verjuckte und seiner
Frau einen obzönen Brief schrieb. In der modernen Küche spricht
man von "Multitasking".

Dabei
sind die Zutaten simpel: Statt dicker Mehlschwitzen wie
später Wagner verwenden Sie stäbchenweise glasierte Dreiklänge
über die fingerdick geschnittene Harfenglissandi gestreut werden.
Karamellisierte Klarinettenschnipsel runden die Komposition
ab. Im Theater bei mittlerer Hitze aufbacken und wenn nötig
die wichtigsten Arien wiederholen. Wer Freunde beeindrucken
will, murmelt etwas vom "Don.Giovanni-Motiv", das
in jedem zweiten Rezept bei Mozart auftaucht und Kenner mit
der Zunge schnlzen lässt.
Dennoch zeichnet
sich schon zum Auftakt des Mozartjahres eine gewisse Ermüdung
ab. Viele Epigonen entstellen die klare Küche des Meisters
bis zur Unkenntlichkeit bei ihrer Hatz nach Originalität. In
jeder Einbauküche daddeln die späten Sinfonien vor sich hin,
die umfangreichen Werke sind tiefgefroren erhältlich. Kenner
plädieren deshalb dafür, diese frühestens zum 300. Geburtstag
im Jahr 2056 wieder aufzutauen. |