So,
jetzt mal durchatmen. Wir haben es uns verdient, waren wir
doch die letzten Tage fleissig wie nie. Kauften Schmuck für
die Frau ("Herrgott, irgendwas mit SIlber oder so!")
oder Bücher für Väter und Grossväter ("Die Panzertypen
der Wehrmacht an der Donez-Front"). Wir tranken Glühwein,
als stünde der Hochsommer vor der Tür und verspeisten schwarz-braune
Rostbratwürste, die wie tote Baumschlangen auf dem Grill lagen.
Vorbei!
Die Wurstbrater auf den Weihnachtsmärkten machen Urlaub in Kitzbühel,
die bulgarischen Christbäume stehen kahl und stolz in den Wohnstuben.
An den Aral-Tankstellen drücken Kinder ihre Nasen gegen die
Kühlschränke mit den glänzenden Bierdosen und lauschen dem Nachhall
des Adventssingens aus den Autostereoanlagen.
Diese
friedvolle Leutseligkeit hat ihren sichtbarsten Ausdruck im
Tragen von roten Zipfelmützen (Siehe Bild). Rote Mützen,
das haben Untersuchungen ergeben, wirken auf Menschen beruhigend
und blutdrucksenkend. Japanische Touristen durchlaufen mit der
roten Mütze und der gleichzeitigen Aufnahme von ungewohnten
Alkoholika und fetten Speisen den Initiationsritus zur abendländischen
Kulturgemeinschaft. Wenn sie wieder bei Besinnung sind, schicken
sie ihr Konterfei per Handy in die Heimat. Viele Schweizer Touristen,
die unsere Weihnachtsmärkte heimsuchen wie Heuschrecken, geben
sich leutselig, werfen ihre Mützen abder nach der Heimreise
verstohlen in den Vorgarten des Nachbarn.

Indes
hat auch die lichte Weihnachtszeit ihre dunklen Seiten. So erreichte
uns diese Woche eine Meldung aus England, laut der viele zu
Weihnachten verschenkte Barbiepuppen ein schlimmes Schicksal
erwartet. Anfangs umsorgt und verhätschelt wie kaum ein
Kind der realen Welt, wandelt sich das Gefühl ihrer Besitzerinnen
immer mehr in Hass. Am Ende foltern die Kinder ihre Barbies,
stecken sie in die Mikrowelle oder verstümmeln sie so, dass
sie nicht einmal mehr auf dem Bazar der örtlichen Gemeinden
einen Abnehmer finden.
In Deutschland
ist dieses Phänomen bisher unbekannt. Hier zu Lande werden
weder Puppen noch Kleinkinder in die Mikrowelle gesteckt, sondern
Weihnachtsmenüs aus dem Billigmarkt ("Hackbraten auf Zimt-Granulat
mit Rotkraut"). Früher war es gute Tradition, auch Blockflöten
zu verheizen, bevor die Kinder die Weihnachtslieder vortragen
konnten. Heute finden sich in Speiseresten immer öfter Reste
von roten Mützen. Von den dazugehörigen Japanern aber fehlt
jede Spur. |