Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (25. Dezember 2005)
  

  So, jetzt mal durchatmen. Wir haben es uns verdient, waren wir doch die letzten Tage fleissig wie nie. Kauften Schmuck für die Frau ("Herrgott, irgendwas mit SIlber oder so!") oder Bücher für Väter und Grossväter ("Die Panzertypen der Wehrmacht an der Donez-Front"). Wir tranken Glühwein, als stünde der Hochsommer vor der Tür und verspeisten schwarz-braune Rostbratwürste, die wie tote Baumschlangen auf dem Grill lagen.

  Vorbei! Die Wurstbrater auf den Weihnachtsmärkten machen Urlaub in Kitzbühel, die bulgarischen Christbäume stehen kahl und stolz in den Wohnstuben. An den Aral-Tankstellen drücken Kinder ihre Nasen gegen die Kühlschränke mit den glänzenden Bierdosen und lauschen dem Nachhall des Adventssingens aus den Autostereoanlagen.

  Diese friedvolle Leutseligkeit hat ihren sichtbarsten Ausdruck im Tragen von roten Zipfelmützen (Siehe Bild). Rote Mützen, das haben Untersuchungen ergeben, wirken auf Menschen beruhigend und blutdrucksenkend. Japanische Touristen durchlaufen mit der roten Mütze und der gleichzeitigen Aufnahme von ungewohnten Alkoholika und fetten Speisen den Initiationsritus zur abendländischen Kulturgemeinschaft. Wenn sie wieder bei Besinnung sind, schicken sie ihr Konterfei per Handy in die Heimat. Viele Schweizer Touristen, die unsere Weihnachtsmärkte heimsuchen wie Heuschrecken, geben sich leutselig, werfen ihre Mützen abder nach der Heimreise verstohlen in den Vorgarten des Nachbarn.



  Indes hat auch die lichte Weihnachtszeit ihre dunklen Seiten. So erreichte uns diese Woche eine Meldung aus England, laut der viele zu Weihnachten verschenkte Barbiepuppen ein schlimmes Schicksal erwartet. Anfangs umsorgt und verhätschelt wie kaum ein Kind der realen Welt, wandelt sich das Gefühl ihrer Besitzerinnen immer mehr in Hass. Am Ende foltern die Kinder ihre Barbies, stecken sie in die Mikrowelle oder verstümmeln sie so, dass sie nicht einmal mehr auf dem Bazar der örtlichen Gemeinden einen Abnehmer finden.

  In Deutschland ist dieses Phänomen bisher unbekannt. Hier zu Lande werden weder Puppen noch Kleinkinder in die Mikrowelle gesteckt, sondern Weihnachtsmenüs aus dem Billigmarkt ("Hackbraten auf Zimt-Granulat mit Rotkraut"). Früher war es gute Tradition, auch Blockflöten zu verheizen, bevor die Kinder die Weihnachtslieder vortragen konnten. Heute finden sich in Speiseresten immer öfter Reste von roten Mützen. Von den dazugehörigen Japanern aber fehlt jede Spur.

 

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