Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (18. Dezember 2005)
  

  Wird in Deutschland systematisch gefoltert???

  Schade, dass in diesem Kasten so wenig Platz ist. Ansonsten hätten wir die Frage in fetten, hohen Lettern abgedruckt. "Bild" hat es vorgemacht und aufgebracht: "Darf man einen Menschen im TV so quälen?" Der Mensch (siehe Bild), man mag es kaum glauben, ist 18, meistens verheult, die Folterkammer "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS). Erst flog der Bub aus dem Gesangswettbewerb raus, dann war er wieder drin. Folge: Kindliches Heulgesicht klappt zusammen. "Bild" weiss, was ihre Leser wünschen, schliesslich quält sie diese täglich.

  Auch CIA- und BND-Agenten wollen dazulernen. Diese Foltermethode kannten nicht einmal sie als ausgewiesene Experten. Aus der FDP-Bundestagsfraktion ist zu hören, dieser Fall zwinge das Parlament zur Einrichtung eines Folter-Untersuchungsausschusses. Innenminister Schäuble hat die Sendung nicht geguckt, dafür seinen Enkel befragt. Der hat seinen Opa solange gequält, bis dieser ernsthaft erwog, den DSDS-Moderator verhaften zu lassen.



  Fans richteten vor dem Kölner TV-Sender mit Papiertaschentücher spontane Mahnwachen ein. Es sollen sich einige Psychologen angeboten haben, dem kleinen Gesangs-Stephan die Tränen wegzutupfen. Das zu seinem Trost: Ein Sender hat ihm gleich am nächsten Tag für die geplante Realityshow "Stars unter Strom - Promis wimmern um Gnade" einen Platz angeboten.

  Grundidee sei, sagt der zuständige Redakteur, den Musikantenstadl wie ein Gefängnis einzurichten. Die prominenten Mitspieler müssten es in winzig kleinen Zellen wochenlang mit Karl Moik aushalten. Das kennt man von früheren Quälshows wie "Ich bin ein Star - holt mich hier heraus!", würde folglich keine Quote bringen. Der Clou diesmal: Die Promis würden erst herausgelassen, wenn sie ihr Gnadengesuch durchbrächten. Drei Wochen hätten sie dazu Zeit. Wenn es ihnen misslingt, würden sie nach Kalifornia gebracht, und man liesse sie dort unter Mordverdacht verhaften. Wenn ihr Gnadengesuch dann wieder keine Chance hat ...

  Besonders stolz ist der Sender auf den amerikanischen Spielleiter mit österreichischen Akzent. Er sein ein bekannter Terminator. Ein Name dürfe noch nicht genannt werden. Alle Promis früheren Realityshows sollen sich begeistert zum Mitmachen wieder bereit erklärt haben.

 

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