Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (20. November 2005)
  

  Winterzeit. Es dämmert früh. Die kalten Schatten kriechen wie Eidechsen über den Schreibtisch, das maue Gefunzel des Computers kämpft verzweifelt gegen die Dunkelheit. Menschen und Häuser sehen aus, als hätten sie sich Mäntel aus Blei umgehängt.

  In solchen Momenten wird der Mensch zum Hamster. Er leidet. Forscher der Universität von Ohio stellten nämlich fest, dass eine Einschränkung der Lichtzufuhr bei Hamstern zu Angst und Depression führt (Siehe Bild). Tiere, die nur acht Stunden Lich ausgesetzt waren, hielten sich in einer grossen Box vermehrt an den Wänden auf. Zudem tranken sie weniger von einer bei Hamstern beliebten zuckerhaltigen Flüssigkeit. Bei Journalisten sind zuckerhaltige Getränke ebenfalls beliebt. Wenn der erste Schnee fällt, greifen sie entweder zu verqueren Metaphern (siehe oben) oder zu Glühwein der Marke "Finnischer Teufel" (Import-Literpreis 1,99).



  So betäubt ist es ein Leichtes, sich der Wintermelancholie hinzugeben. Und: Man liegt genau richtig, wenn man griesgrämig und soziopathisch zu Hause hockt. Kulturvierte Verzweifelung ist nämlich der Megatrend dieses Winters. Wie Sie heute in der Zeitung gelesen haben, müssen Männer im Winter zerbrechlich und bleich aussehen. Das ist hierzulande schwierig, weil das Essen fett ist und die Gefahr besteht, dass man in der Stadt plötzlich von einem kräftigen Mann mit Kurzhaarfrisur in ein Sonnenstudio gezerrt wird und dort den Tag verbringen muss. Viele jungen Menschen sind so oft in Sonnenstudios geraten, dass ihre Köpfe im Dunkeln mit Nebelschlussleuchten verwechselt werden. Dagegen lassen sich die modischen Bleichlinge vom Schneegestöber verschlucken und tauchen erst im Frühjahr wieder auf.

  Auch wir melden uns dann so Ende März wieder bei Ihnen. Bis dahin ...

 

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