Es
muss an dieser Stelle über Pinguine gesprochen werden. Anlass
ist ein französischer Film, der jetzt in die Kinos kommt ("Die
Reise der Pingunine") und dazu beitragen wird, dass Pinguine
aus dem Schatten der öffentlichen Wahrnehmung endlich heraustreten.
Sie sind, wenn das erste Eis einmal gebrochen ist, gebildete
und kultivierte Gesprächspartner, kümmern sich um ihre Kinder
(siehe Bild) und nehmen am sozialen Leben teil. Kurz: Sie haben
all die EIgenschaften, die unseren menschlichen Zeitgenossen
fehlen.

Unsere
Wissenschaftsredaktion weiss das längst. In unserer Versuchsküche
tummeln sich sich seit mehr als 25 Jahren vier Kaiserpinguine.
Sie sind gern gesehene und gesellige Burschen, tauchen im Gegensatz
zu vielen Kollegen regelmässig bei den Redaktionssitzungen auf
und halten ihre Schreibtische sauber. Vieleicht haben Sie, liebe
Leser, in unserer Redaktion einmal angerufen, um sich über einen
missratenen Artikel zu beschweren, und sprachen dabei, ohne
es zu wissen, mit einem Pinguin. Als Ombudsmänner, sprich als
Vermittler zwischen Leser und Redaktion sind diese Vögel nämlich
unverzichtbar, paart sich bei ihnen doch Geduld aufs Vortreffliche
mit Schwatzhaftigkeit.
Im öffentlichen Leben
zeichnet sich ein starker Trend zur Beschäftigung von Pinguinen
in verantwortlichen Positionen ab. Pinguine passen sich auch
der eiskalten Umgebung des Topmanagements an, indem sie ihre
Blutzirkulation reduzieren. Ihre weichen Qualifikationen und
ihre Noblesse machen sie zu beliebteren Chefs als beispielsweise
Heuschrecken.
Bei all dem drängt es den Pinguin
nicht in das Korsett des Karriereplanung. Er ist ein typisches
Produkt unserer Zeit. Charmant, verspielt, sexuell umtriebig
und geistvoll. Er schnabbelt und daddelt. gurrt und quatscht,
als wäre die Talkshow für ihn erfunden worden.
Es
ist deshalb nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Kolumne
von einem Kaiserpinguin verfasst wird. Sie erkennen dass
dann an den schnabelspitzigen Formulierungen und der federnd-kühlen
Diktion. |