Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (09. Oktober 2005)
  

  Deutschland ist als Wissenschaftsstandort Weltspitze. Das bewies der Nobelpreis, der dem Physiker Theodor Hänsch (siehe Bild) in dieser Woche verliehen wurde. Hänsch hat diese Auszeichnung längst verdient, gilt er doch als eine Art Daniel Düsentrieb des Münchener Ostens. So sah unsere Wissenschaftsredaktion bei ihrem jüngsten Besuch im Labor Hänschs den Entwurf für eine analoge Strumpfsonde, die verschwundene Socken in der Waschmaschine aufspürt. In der Ecke standen ausserdem eine serienreife Butterbrotschmiermaschine und ein behaarter Kuschelcomputer.



  DIe jetzt mit dem Nobelpreis gewürdigten Erkenntnisse von Theodor Hänsch gehen aber viel weiter. Durch die von ihm verfeinerte optische Frequenzkammtechnik können Frequenzen mit einer Genauigkeit von einigen Millionsteln eines Milliardstel gemessen werden, Gerade bei älteren Männern, deren Haare oft nur noch ein Milliardstel ihrer Kopfhaut bedeckt, die sich aber denoch kämmen wollen, ist diese Messtechnik von grösster Bedeutung.

  Die Politik träumt nun davon, durch frühkindliche Auskämmung so viele Hänschs zu formen, dass Stockholm mit dem Aushändigen von Nobelpreisen gar nicht mehr hinterherkommt. Dabei bedarf es dieser Anstrengung gar nicht. Denn Hänsch hatte einfach wie viele andere Jungs mit Elektronikbaukästen gespielt und mittels selbst gebauter Chemiebomben Briefkästen in die Luft gesprengt. Schon damals ärgerte er sich darüber, dass er die vielen Atomuhren in der elterlichen Wohnung von Hand aufziehen und nachstellen musste. Die weitere wissenschaftliche Karriere ergab sich wie von selbst.

  Hänsch ist damit der Beweis für die These, dass der Mensch spielen muss. Dazu bedarf es keiner frühkindlichen Förderung, sondern nur eines abgedunkelten Raums, zu dem Erwachsene keinen Zugang haben. Auch wenn es mitunter muffig riecht: Das Labor ist ein Reich, in dem die Sonne nie untergeht. Sie geht allerdings auch nie auf. Für die Politik gilt: Lasst die Wissenschaftler zweckfrei herumdaddeln und gebt ihnen regelmässig zu essen. Sonst ist bald der letzte Hänsch auch in Amerika.

 

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