Irgendwann
verbrannte er seine Fotoalben. Er ertrug seinen Anblick nicht
mehr. Hunderte Bilder hatten sich angesammelt, Bilder von
ihm auf dem Centre-Court: Sie schmeichelten ihm im ausladenden
Grätschschritt, wie er seinen Schläger laut brüllend auf den
Boden donnert. Er konnte damals machen, was er wollte, die Menschen
jubelten ihm zu, sie schenkten ihm ihre Herzen und Kinder. Gnadenlos
lutschten sie ihn aus. Bumm, bumm, bumm Boris. Er findet
es heute zum Kotzen.
Manchmal trifft er sich
mit Michael in der Kneipe, beim Hüsli-Wirt. Auch sein amerikanischer
Freund will nicht mehr erkannt werden. Die Schweiz tut viel
für Promis, hat scharfe Visaregeln für Fans erlassen. In Zürich
hat sich ein Promi-Getto gebildet. Der Musiker hat sich seit
dem Kinderschänderprozess stark verändert, geht seither
in die Muckibude, hat sich im Boxring die Nase breitschlagen
lassen, um sich den Beauty-Doktor zu sparen. Die Höhensonne
auf den Bergen, die er regelmässig erklimmt, hat seine Haut
fleckig gemacht.
Boris und Michael werden
in der Schweiz für Brüder gehalten, aber nicht erkannt. Michael
findet es gut, dass Boris Kinder hat. Er mag für sein Leben
gern ihr Onkel sein. Boris schenkt Michael Jackson dann
und wann ein abgetragenes Hawaiihemd.

In
den nächsten Tagen wird Andreas (siehe Bild) bei Boris einziehen.
Er hat im Bahnhofsviertel nur eine kleine Zweiraumwohnung, in
der es dann eng werden wird. Aber egal. Andreas braucht seine
Unterstützung. Als TV-Moderator hat dieser sich jahrelang
um ein kritisches Publikum bemüht mit Themen wie "Ich habe
ihm einen geblasen - danach hat er mich einfach weggeworfen".
Im Feuilleton der "Frankfurter Nachrichten" schätzte
man seine subtile Art, Unterschichten so lächerlich zu machen,
dass diese nach ihrem Auftritt davon überzeugt waren, komödiantisches
Talent zu haben. Er, Andreas Türk, hat ihnen Mut gemacht, sich
bei "Deutschland sucht den Superstar" zu bewerben.
Was
war der Dank? Er wurde prominent. Das ging so weit, dass
er bei Nacht nicht einmal über eine Brücke laufen konnte,
ohne sexuell belästigt zu werden. Boris konnte das gut verstehen.
Deutschland hat er hinter sich - endgültig. "Ich bin
nicht Allgemeingut, sondern werde erstmals als Mann und
Mensch respektiert", hat er in seinem Abschiedsbrief geschrieben.
Er verbrannte ihn mit seinen Fotoalben. |