Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. August 2005)
  

  Es gibt einen Ort in Bayern, da blubbert und dampft es gerade in diesen Wochen wie in einem Kochtopf. Es ist das Büro von Markus Söder, dem Generalsekretär der CSU. In diesem Büro regieren Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. Söders Geradlinigkeit zeichnet sich dadurch aus, dass er nie mehr als zwei Meter von seinem Chef entfernt steht (Siehe Bild). Sein Chef heisst Stoiber und hat auch einmal als Söder angefangen. Ein guter Söder macht die Tür auf, trägt die Aktentasche und meldet sich im Parlament nach seinem Chef zu Wort, um das Gleiche zu sagen. Selbst wenn sein Chef knietief im Schlamassel steckt, stellt sich der Söder vor ihn hin, um die feindlichen Geschosse auf sich zu ziehen. Klappt das nicht, tritt er zur Seite und wechselt zum nächsten Chef.



  Gesödert wird in der Wirtschaft und der Politik seit Menschengedenken, wenn nicht sogar seit Gründung der CSU. Aber nirgendwo gehen Dienstfertigkeit und Brutalität eine so geglückte Symbiose ein wie in Bayern. Der Söder hat eigentlich einen ganz sympatischen Dackelblick. Schaut man aber genauer hin, sieht man, dass dieser Dackel unter Drogen steht. So sehen Handyverkäufer aus, die am Ende des Monats immer noch nicht ihre Quote erfüllt haben. Söder hat seine Quote immer erfüllt.

  Der Söder ist recht beliebt. Von Männern wird er als Hund oder Sau bezeichnet, was so ziemlich das grösste Lob ist, das ein Bayer einem Parteifreund machen kann. Von Frauen wird er ob seiner schlaksigen Figur angehimmelt und gefragt, ob er sich schon rasieren muss. Von uns Journalisten wird er geschmäht, aber insgeheim bewundert. Einmal die Beine von Jan Ullrich, die Brusthaare von Flavio Briatore und das Mundwerk von Söder. Herrschaftszeiten!

  Aus seinem blubbernden Büro strömt ein steter Fluss von Meldungen zu allen Themen. Diese Söderismen zeichnen sich durch luzide Sprache und differenzierte Argumentation aus: "Jugendliche am Ausgehen hindern!" - "Schulgebet wieder einführen!" - "Schröder mit schuld an Kindermorden!" Ein Söderismus kommt meist an Wochenenden, wenn die Zeitungen nach Neuigkeiten lechzen, und füllt locker 50 bis 60 Zeilen. Sie finden ihn auch in unserer Zeitung regelmässig. Achten Sie mal darauf. Es lohnt sich.

 

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