Es
gibt einen Ort in Bayern, da blubbert und dampft es gerade in
diesen Wochen wie in einem Kochtopf. Es ist das Büro von
Markus Söder, dem Generalsekretär der CSU. In diesem Büro
regieren Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. Söders Geradlinigkeit
zeichnet sich dadurch aus, dass er nie mehr als zwei Meter von
seinem Chef entfernt steht (Siehe Bild). Sein Chef heisst Stoiber
und hat auch einmal als Söder angefangen. Ein guter Söder macht
die Tür auf, trägt die Aktentasche und meldet sich im Parlament
nach seinem Chef zu Wort, um das Gleiche zu sagen. Selbst wenn
sein Chef knietief im Schlamassel steckt, stellt sich der Söder
vor ihn hin, um die feindlichen Geschosse auf sich zu ziehen.
Klappt das nicht, tritt er zur Seite und wechselt zum nächsten
Chef.

Gesödert
wird in der Wirtschaft und der Politik seit Menschengedenken,
wenn nicht sogar seit Gründung der CSU. Aber nirgendwo gehen
Dienstfertigkeit und Brutalität eine so geglückte Symbiose ein
wie in Bayern. Der Söder hat eigentlich einen ganz sympatischen
Dackelblick. Schaut man aber genauer hin, sieht man, dass
dieser Dackel unter Drogen steht. So sehen Handyverkäufer aus,
die am Ende des Monats immer noch nicht ihre Quote erfüllt haben.
Söder hat seine Quote immer erfüllt.
Der
Söder ist recht beliebt. Von Männern wird er als Hund
oder Sau bezeichnet, was so ziemlich das grösste Lob
ist, das ein Bayer einem Parteifreund machen kann. Von Frauen
wird er ob seiner schlaksigen Figur angehimmelt und gefragt,
ob er sich schon rasieren muss. Von uns Journalisten wird er
geschmäht, aber insgeheim bewundert. Einmal die Beine von Jan
Ullrich, die Brusthaare von Flavio Briatore und das Mundwerk
von Söder. Herrschaftszeiten!
Aus seinem
blubbernden Büro strömt ein steter Fluss von Meldungen zu
allen Themen. Diese Söderismen zeichnen sich durch
luzide Sprache und differenzierte Argumentation aus: "Jugendliche
am Ausgehen hindern!" - "Schulgebet wieder einführen!"
- "Schröder mit schuld an Kindermorden!" Ein Söderismus
kommt meist an Wochenenden, wenn die Zeitungen nach Neuigkeiten
lechzen, und füllt locker 50 bis 60 Zeilen. Sie finden ihn auch
in unserer Zeitung regelmässig. Achten Sie mal darauf. Es lohnt
sich. |