Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (08. Mai 2005)
  

  Seit Wochen dieses Dröhnen und Rumoren. Ganz Deutschland wird geschüttelt und erschüttert. "Mahnen wir die Nachgeborenen ... nie wieder ... Tiefpunkt der deutschen Geschichte ... Entschlossen die Demokratie verteidigen ..." Wer nicht auffallen will, blickt melancholisch wissend drein und streift seinen Erinnerungs-Gesichtsausdruck über.

  Es ist also ein Irrtum zu glauben, die Deutschen hätten sich auserinnert. Speer, Höß, Blondi, Dönitz sind ihnen geläufige Namen. Viele Deutschen suchen an der Wursttheke nach Friedensware und spenden für die Winterhilfe. Abends suchen sie Schutzräume auf und nehmen Aspirin gegen Erinnerungskopfschmerzen.

  Wir wollen helfen und haben als Service einen Erinnerungsmerkzettel mit den Eckdaten deutscher Geschichte entworfen:


   0 - 1933:   Vorkriegszeit.

   1933 - 1945:   brauner Spuk. Wichtige Begriffe:
Kollektivschuld (keine),
Stalingrad (Tragödie),
Führerbunker (Götterdämmerung).

   1945:   Stunde Null.
Begriffe: Überleben, "... wir hatten ja nichts!"

   Danach Wiederaufbau.

Resümee: "Ihr könnt euch das ja gar nicht vorstellen!"

   Schlussstrich (unten)


 
  Das allgemeine Erschütterungs-Erinnern hat leider dazu geführt, dass viele Deutsche seit Wochen unter Teil-Amnesie leiden. Sie wissen zwar, dass der Führer am Ende beim Essen kleckerte, haben aber die Namen ihrer Frauen und die PS-Zahl ihres Rasenmähers vergessen. Andere Dinge beschäftigen sie: Hätten wir mit mit mehr Luftunterstützung nicht doch noch ...? War Hess ein Verräter? Warum fehlt von der Armee Wenck bis heute jede Spur?

  Das zeigt: Wo sich der Deutsche hineinerinnert, wächst kein Gras mehr. Das muss auch der Rest Europas endlich zur Kenntnis nehmen. Wir sollten also ausländische Mitbürger höflich aber bestimmt auf ihre Erinnerungspflicht hinweisen und gegebenenfalls eine Entschuldigung für die Verbrechen ihres Landes verlangen.

  Jetzt wollen wir aber noch daran erinnern, dass heute Muttertag ist. Auch wenn es kaum noch Mütter gibt. Damals hatten wir ja ganze Armeen von Müttern, was wiederum ein schöner Titel fürs Fernsehen wäre: Hitlers Mütter. Schnell aufschreiben, bevor uns das auch noch aus der Erinnerung flutscht.

 

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