Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (01. Mai 2005)
  

  Diese Woche machte ein Flugzeug das, was alle Flugzeuge machen: Es stieg auf, legte sich in eine weite Kurve und flog in Richtung Meer. Passagiere bekrümmelten sich und stiessen ihren Sitznachbar das Plastikbesteck in die Leiste. Der Flug war kurz, weil die Piloten feststellten, dass es für den Airbus A 380 (siehe Bild) keinen Flugplatz gab, der genügend Platz zum Landen hat. Der guten Laune tat dies keinen Abbruch.



  Mit dem Airbus haben wir den Trend zur Schrumpfung überwunden. Telefone, Rasenmäher und Schnitzel werden wieder grösser. Das zeugt von einem gesunden Selbstbewusstsein, hat aber auch praktische Gründe. Bereits jetzt nähmlich können Flugzeuge so konstruiert werden, dass sie garnicht mehr zu fliegen brauchen, weil sie schon im Stehen den Abstand zwischen verschiedenen Flugplätzen überspannen. Wird der neue Airbus mittig zwischen zwei Regionalflughäfen geparkt, könnten die bis zu 800 Passagiere preisgünstig transportiert werden. Sie wandern einfach von Sitzreihe 1A bis 800G, nehmen im Vorbeigehen eine leichte Mahlzeit zu sich und steigen dann wieder aus. Damit das zügig abgewickelt werden kann, hat man neue Stewardessen entwickelt, die doppelt so schnell und wesentlich verschleissfreier arbeiten als herkömmliche Kolleginnen.

  Wenn in zehn Jahren Waldflächen und Städte dem Erdboden gleichgemacht worden sind, um Platz für Landebahnen zu schaffen, kann es den ersten richtigen Flug geben. Nach der Landung wird der Vogel gebieterisch ausrollen. Noch während die Passagiere in den hinteren Reihen den Bewohnern eines entlegenden Vorort des Zielortes zuwinken, stupst die Nase bereits am Terminal.

  Allerdings will das EIn- und Aussteigen eines solchen Flugzeugs geübt sein. Ein erster Test läuft. Zurzeit stockt das so genannte Boarding. Es gibt ja auch viel zu sehen. Im Mittelteil der Maschine sind meist Badeseen und baumbewachsene Mittelgebirge angelegt, die zu Ausflügen einladen. Wer will, kann einer Opernaufführung beiwohnen. In spätestens vier Wochen aber werden alle Passagiere sitzen. Dann wird binnen eines halben Jahres das Essen ausgeteilt. Die Passagiere vertreiben sich die Zeit mit der Gründung von Familien oder dem Kauf von Immobilien. Und kaum hat sich der Winter verabschiedet, ist es Zeit zum Aussteigen. Alles läuft nach Plan.

 

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