Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. April 2005)
  

  Deutschland nach der Papstwahl: Normale Männer breiten die Arme aus, murmeln Sprüche, die sie noch aus dem Lateinunterricht kennen. Viele haben dunkle Augenringe aufgelegt. Hirtenstäbe sind ausverkauft. Jugendliche in Trainingsanzügen beklagen den Verlust der Werte, Hausfrauen wollen durch mehr Gemüsekost dem Relativismus trotzen, allein erziehende Mütter tragen Kopftücher und beichten ihren törichten Hang zur Selbstverwirklichung. Gebetsbücher sind Bestseller.

  Ein kleiner Ort namens Marktl am Inn, von dem nicht einmal die Bewohner wussten, entfaltet eine Strahlkraft einer polierten Monstranz. In Marktl verbrachte der Papst die ersten beiden Lebensjahre. Hat er sich dort bereits zu einem der führenden Dogmatiker der Grenzregion zu Österreich entwickelt? Reiften hier seine Gedanken zur Rolle der Frau? Sprach er mit einheimischen Singvögeln und wirkte das eine oder andere Wunder? Das alles wird zur Stunde geprüft.

  Unterdessen summt der Vatikan wie ein Bienenkorb: KleinereKreuzzüge wollen vorbereitet sein, am Papamobil ist die grosse Inspektion fällig, Umzugskartons werden aus dem Keller geholt. Rätselhaft bleiben Äusserungen, nach der Wahl habe eine Bombenstimmung geherrscht. Wurde auf eine Eisbombe als Nachtisch Bezug genommen? Nein, denn es gab nur ein leichtes Lateranbasilikum mit Klecksen von Tiara, einer Sosse aus Thymian und Orangenmus. Dazu ein vollmundiger Chateaux Petrus, Als Hauptgericht wurden dreierlei Gegenpäpste im eigenen Sud gereicht. Zum Nachtisch die leckeren Papisti, sehr süsse Diakone aus Schokolade.

  Keine Eisbombe also. Indes wirkte das Dorf Marktl am Inn nach dem Besuch der Medien wie ausgebombt. In den Gesichtern der Bewohner allerdings stand noch immer ein seltsames Leuchten (siehe Bild).


 

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