Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (03. April 2005)
  

  Diese Woche erreichte uns die Nachricht, dass jeder fünfte Jugendliche in Deutschland an Entwicklungs- und Verhaltensstörungen leidet. Dass kann niemanden überraschen, der Jugendliche beim Versuch, einen Dreiwortsatz zu basteln, belauscht hat oder täglich versucht, den ausgespuckten Schleimresten auf der Strasse auszuweichen. Dennoch ist es bisher nicht gelungen, eine verbindliche Klassifikation für solche Störungen zu entwickeln. Unter anderem werden Aggresivität, gehemmtes Verhalten, Unreife und sozialisierte Delinquenz als Kriterien genannt.

  Diese Kriterien treffen aber auf 90 Prozent aller Kinder und 112 Prozent der Erwachsenen zu. Um den Spreu vom Weizen zu treffen, hilft nur genaues Beobachten. Unsere Wissenschaftsredaktion hilft: Nicht jedes Kind, dass Heuschrecken die Beine ausreisst, muss deshalb später Serienkiller oder Immobilienmakler werden. Zumal Heuschrecken in deutschen Wohnsiedlungen kaum noch zu finden sind. Brenzlig wird es erst, wenn das Kind auch Kleinnager und Mitschüler so behandelt. Dann sollte man über ein Fernsehverbot nachdenken. Schlägt das Kind seine Spielkameraden ,it Kochlöffeln auf den Kopf? Dann könnte vielleicht ein tauglicher Bankmanager aus ihm werden. Vergräbt es seinen Kopf im Sand, um dort stundenlang auszuharren, wird es vielleicht Politiker. Baut es Sandkuchen, um sie später grimmassierend in den Backofen zu stellen, wird es Johann Lafer (Siehe Bild). Dies alles sind ehrenwerte Berufe, die eine Psychotherapie im Kindesalter nicht rechtfertigen.



  Zumal auch Erwachsene unter Anomalien leiden. Viele sind so gehemmt, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als zu drängeln und zu rempeln, um ein wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Ihr Sprachvermögen lässt einfache Entschuldigungen nicht zu. Andere gehen zur Jagd, kaufen sich auf Kredit Polstermöbelgarnituren oder fahren 60 Kilometer zu einer billigen Tankstelle. Für diese Störungen sind bisher keine Therapiemöglichkeiten bekannt.

  Übrigens gibt es auch Kinder, die völlig normal sind. Sie beschäftigen sich mit Näharbeiten, tragen Kniestrümpfe und spielen Blockflöte. Mit anderen Worten: Sie machen uns alles nach. Bei solchen Kindern hilft nur eine schnelle Therapie, damit sie sich in die Gesellschaft einfügen und endlich lernen, auf dem Boden zu spucken.

 

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