Das
Fernsehen beweist, dass wir in einer Zeit der Entchristianisierung
leben. Die breiten schwarzen Balken auf dem Bildschrim nämlich,
die früher auf hohe christliche Feiertage hinwiesen, sind verschwunden.
Die Balken gehörten zu jener Gattung des christlichen Sandalenfilms,
in denen halb nackte Männer gegen heidnische Tyrannen und für
die Herzen schöner Sklavinnen kämpften. Nebenbei erfüllten sie
trotz hoher Kollateralverluste ihre missionarischen Auftrag
und starben, wenn es das Drehbuch vorsah, auch noch den Martyrertod
(Näheres zum Verfall der Sandalenfilmtradition auf unseren Fernsehseiten).
Mit
dem Verschwinden der Sandale aus dem öffentlichen Raum fehlt
es uns an einem Symbol. Mönche, als klassische Sandalenträger,
sind entweder im Fernsehen oder schenken in ihren Klöstern Bier
aus. Hirten werden von der EU durchgepäppelt und Schreiner von
den Lohnnebenkosten aufgefressen. Am mönchischen Ideal halten
allenfalls noch unsere treuen Sachverwalter des Geldes fest.
So gab die Deutsche Bank bekannt, dass ihr Chef Josef Ackermann
(Siehe Bild) im vergangenen Jahr ein Salär von nur zehn Millionen
bezogen hat. Im Vorjahr waren es noch 1,1 Millionen. Das Gehalt
wird in Geld, Aktien, Golddukaten, Juwelen, Gewürzen, Jungfrauen
und Schweizer Wochenendhäusern ausgezahlt.

Dieser
Verzicht beweist: Es gibt zwar keine Sandalenfilme mehr,
aber es gibt noch Hirten. Was tut's, ob Ackermann seine
mundgestickten Massschuhe aus walisischem Kalbsleder im Sommer
gegen Sandalen austauscht oder an Ostern einen Rosenkranz durch
die Finger gleiten lässt.
Das
Beispiel zeigt auch, dass nur der Verzicht üben und Altruismus
zeigen kann, der sein operatives Geschäft beherrscht. Wer
nichts verdient, kann auch nichts abgeben. Zwar heisst es
bei Matthäus: "Sammelt euch nicht Schätze auf
der Erde. Sammelt euch aber Schätze im Himmel." Sieht
man genau hin, ist das Büro Ackermanns, das sich ungefähr im
412. Stock des gläsernen Bankturms zu Frankfurt befinden müsste,
dem Himmel ziemlich nahe. Dort oben verfliegt alle Erdenschwere,ein
Mausklick bewirkt mehr als alle halb nackten Kraftmenschen in
den Sandalenfilmen.
Matthäus hätte diese
Perspektive gefallen. Er schrieb einst: "Wo dein Herz
ist, da wird auch dein Schatz sein." Das Herz Ackermanns
wird Gerüchten zufolge direkt neben seinem Büro aufbewahrt.
Man kann schliesslich nie wissen, ob es noch mal gebraucht wird.
|