In
der vergangenen Woche erreichten uns Bilder, die so abscheulich
waren, dass sie normalerweise nur im Privatfernsehen gezeigt
werden dürften. Es ging nicht um Krieg, Kindesmisshandlung oder
um die Hochzeit von Prinz Charles. Nein, es ging um die Wurst,
wenn der Kalauer hier gestattet sei. In deutschen Supermärkten,
so war zu sehen, wird altes Fleisch der Packung entrissen, neu
vermanscht, verschweisst und als frisch verkauft. Das alles
in einem Land, das den Kult um die Frische so sehr huldigt,
dass sogar die Ausbildung zum Frischemanager anbietet. Ein Land,
in dem jährlich hunderttausende von Sahnejoghurts und Fertiggerichte
aus Scham und Verzweiflung Selbstmord begehen, weil sie sich
dem Verfallsdatum nähern.
Offensichtlich
kann kein so genannter Frischemanager das Ehrenwort eines
Metzgers ersetzen. Wer früher einen Rinder-Bauchlappen
kaufte, fächerte zuerst die Fliegen weg und trug das Stück dann
eine halbe Stunde durch die Sommerhitze, ohne Angst vor Fäulnis
und Verderben zu haben. Wer heute den Darm einer Industriewurst
der Länge nach aufschneidet, findet schon mal ein paar Zigarettenstummel
oder Reste eines Winterreifens. Andererseits haben viele Fleischwaren
während ihrer Irrfahrt in Lastwagen quer durch Europa so viel
von der Welt gesehen, dass jeder Metzger neidisch werden könnte.
Am Ende schnurzeln sie dann vor Erschöpfung auf ein Drittel
der Ursprungsgrösse zusammen. Und in der Pfanne schliesslich
nähert sich ihr Zustand dem, was der Zen-Buddhismus als absolutes
Nichts bezeichnet.
Unsere
Wissenschaftsredaktion hat sich in den vergangenen Jahren sowohl
mit fernöstlicher Philosophie als auch dem Verzehr von Fleich
und Wurst beschäftigt (Siehe Bild). Unmengen von Mettwurstbrötchen,
Cevapcici, Leberkäse und Leber ohne Käse wurden vertilgt. Die
Ergebnisse wurden sorgfältig notiert und gingen umgehend verloren.
Die beteiligten Kollegen sind aber mittlerweise aus der klinik
entlassen und berichten Folgendes: Modernes Industriefleisch
kann ungefähr so lange gelagert werden wie Rotwein. Gelbwurst,
wie sie in jedem von der Schliessung bedrohtem Krankenhaus angeboten
wird, entwickelt sogar erst nach vielen Jahren so etwas wie
Geschmack. Kenner lassen sich durch grüne Ränder und die Schweissspuren
an der Wurstoberfläche nicht vom Genuss abhalten.
Wer
aber auf Nummer sicher gehen will, sollte industriell gefertigte
Fleischwaren zunächst äusserlich anwenden. Wenn nach
einer Stunde keine Hautunreinheiten auftreten, guten Appetit!
Was man sonst noch mit WUrst machen kann, lesen Sie im Magazinteil
dieser Zeitung. |