Auch
Beschimpfungen sind der Mode und dem Zeitgeist unterworfen.
Als Überlkrähe beschimpfte einst Herbert Wehner den zu
Recht vergessenen CDU-Politiker Wohlrabe. Joschka Fischer (Siehe
Bild) nannte später den Parlamentspräsidenten Stücklen ein Arschloch
und bewies damit sowohl Fantasielosigkeit als auch Volksnähe.

Seit
vergangener Woche ist der Schleuser der Gipfelpunkt
der Schmähung. Er rangiert ungefähr auf gleicher Höhe mit
dem Zuhälter. Unter jenem kann man sich ja etwas vorstellen:
EIn Mensch, stark behaart, ausgestattet mit Autos, Uhren, Mädchen
und guten Beziehungen zur lokalen Stadtverwaltung. Aber taugt
Schleuser, jener in Zeiten des Flugverkehrs mehr und
mehr in Vergessenheit geratenen Berufszweig, als Beleidigung?
Was tut er anders, als sich in Ölzeug zu hüllen und Tag und
Nacht mittels komplizierter Hebetechnik Schiffen über die Hindernisse
einer eigensinnigen Natur hinwegzuhelfen?
Dennoch
muss es eine Verbindung zwischen Schleusern und Zuhältern
geben. Denn der CSU-Politiker Glos bezeichnete Aussenminister
Fischer als Zuhälter und Schleuser in Personalunion,
weil er an den deutschen Ostgrenzen den Fluss der Zuwanderung
ins unschuldige Bett des Hinterlandes geleitet habe. Man muss
sich das mal vorstellen: Fischer, womöglich behaart, geschmückt
mit Mädchen, Uhren und einer Sturmlaterne, hätte nächtens ukrainische
Bauarbeiter, Pflegekräfte und Prostituierte über die Grenze
getrieben und sein Gehalt dadurch aufgebessert! Der Vorwurf
wiegt schwer.
Immerhin liegen unserer Redaktion
Schätzungen des Arbeitskreises Wasserwirtschaft der CDU vor,
nach denen vier Millionen erwartungsschwere Ukrainer
über die nasse Grenze nach Deutschland kamen. Von Fischer einfach
so angehoben und durchgewinkt! Bei Schiffen mag das angehen.
Die tuckern einfach weiter und machen irgendwo fest. Der Kapitän
schaltet das Satellitenfernsehen ein und isst Würstchen mit
Kartoffelsalat.
Die eingeschleusten Ukrainer
aber liessen sich vom Strom der Geschichte weitertreiben und
landeten in den Armen von Roland Koch, der sie triumphierend
packte und dem "Spiegel" übergab. Diese Erfahrung
war für die Betroffenen so traumatisch, dass sie sich umgehend
wieder zurückschleusen liessen. Technisch kein Problem. Der
politische Niveauunterschied wird nähmlich zunehmend geringer. |