Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (13. Februar 2005)
  

  Es muss wohl so gegen 16 Uhr am Mittwoch vergangener Woche gewesen sein. Prinz Charles (siehe Bild) sass beim Tee in seinem behaglichen Nebenkabinett im Ostflügel eines Seitentrakts des zweiten Innenhofs eines entlegenen Privatschlosses, also ein Raum, der kaum die Grösse einer Hauptschulturnhalle hat, aber mit dem sublimen Geschmack eines weitgereisten und feinnervigen Homme d'Arts et de Lettres ausgestattet ist.



  Charles also sass bei einer Tasse Tee mundgepflücktem indischen Orangentee, der mit einem kaum wahrnehmbaren Spritzer Angostura und einer Nuance irischen Pfefferminzlikörs gesüsst war, und sinnierte darüber, dass sein Leben doch ein wenig berechenbarer geworden war.

  Herrgott noch mal, was waren das für Zeiten, als man jung war und sich von weiblichen Bewunderern die nach wilden Polospielen schmerzenden Körperteile pudern liess. Als man bei Fuchsjagden alles wegballerte, was einem vor die Flinte kam, und feixend hoffte, es möge ein Labour-Politiker darunter sein. Und heute? Das Reiten bereitete ihm zunehmende Pein, trotz des mit Gänsedaunen gefüllten Sattels. Seine Schnittblumen ersetzen ihm die willigen Mädchen von früher. Zügellosigkeit genoss er nur in der Literatur.

  Ein Blick in die schweinslederne Agenda, die mit einem hauchdünnen Goldmonogramm auf ihren Besitzer hinwies, belehrte ihn über die Termine der kommenden Woche: Vortrag beim Tag des britischen Architekten. Thema: Das Ornamentale in der Baukunst des frühen Holozäns. Treffen mit dem Verband schottischer Rosenzüchter (vier Personen). Termin beim Hofschneider. 62 Anzüge aus Hochlandbrokat mit eingwebten Fäden aus versprengten bulgarischen Schafen in den Farben Mausgrau bis Moshammergrün wollen anprobiert werden. Die Schnittmuster für die Mass-Unterwäsche aus gefässabschnürendem Latex müssen auch fertig sein. WIe gesagt, alles sehr vorhersehbar.



  Gedankenverloren rührte er mit einem winzigen Löffel aus getriebenen Silber im Tee. Auch die Eskapaden seiner Söhne langweilten ihn. Harry im Nazikostüm? Ach Gott, wir waren doch auch mal jung. Und überhaupt: Von Architektur verstand der Führer ja was. Charles wandte seinen Blick nach links. Dort kauerte ein vierschrötiges Subjekt mit groben Gesichtszügen und wischte mit einem Staubtuch aus ägyptischem Linnen die Porzellanfiguren der ersten Mingdynastie auf dem antiken Sekretär sauber. Charles seufzte. Seine Camilla! Eine Frau, so herb wie Orangenmarmelade und so herzhaft wie Fleischmampfe mit Minzsosse (siehe Bild).

  Der Thronfolger räusperte sich: "Darling, ich liebe es, wenn du vor mir putzt, aber ich habe die Heimlichkeit satt. Lass uns heiraten, dann brauchst du zum Putzen gar nichts mehr anziehen." Das Wesen am Boden grunzte zustimmend. Charles lächelte. Eine richtig fette Hochzeit! Kutschen, Schottenröcke und Geschenke! Mit schweissnasser Hand läutete er seinem Haushofmeister. Es gab viel vorzubereiten.

 

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