Es
muss wohl so gegen 16 Uhr am Mittwoch vergangener Woche gewesen
sein. Prinz Charles (siehe Bild) sass beim Tee in seinem
behaglichen Nebenkabinett im Ostflügel eines Seitentrakts des
zweiten Innenhofs eines entlegenen Privatschlosses, also ein
Raum, der kaum die Grösse einer Hauptschulturnhalle hat, aber
mit dem sublimen Geschmack eines weitgereisten und feinnervigen
Homme d'Arts et de Lettres ausgestattet ist.

Charles
also sass bei einer Tasse Tee mundgepflücktem indischen Orangentee,
der mit einem kaum wahrnehmbaren Spritzer Angostura und einer
Nuance irischen Pfefferminzlikörs gesüsst war, und sinnierte
darüber, dass sein Leben doch ein wenig berechenbarer geworden
war.
Herrgott noch mal, was waren das für
Zeiten, als man jung war und sich von weiblichen Bewunderern
die nach wilden Polospielen schmerzenden Körperteile pudern
liess. Als man bei Fuchsjagden alles wegballerte, was einem
vor die Flinte kam, und feixend hoffte, es möge ein Labour-Politiker
darunter sein. Und heute? Das Reiten bereitete ihm zunehmende
Pein, trotz des mit Gänsedaunen gefüllten Sattels. Seine Schnittblumen
ersetzen ihm die willigen Mädchen von früher. Zügellosigkeit
genoss er nur in der Literatur.
Ein Blick
in die schweinslederne Agenda, die mit einem hauchdünnen Goldmonogramm
auf ihren Besitzer hinwies, belehrte ihn über die Termine
der kommenden Woche: Vortrag beim Tag des britischen
Architekten. Thema: Das Ornamentale in der Baukunst des frühen
Holozäns. Treffen mit dem Verband schottischer Rosenzüchter
(vier Personen). Termin beim Hofschneider. 62 Anzüge aus Hochlandbrokat
mit eingwebten Fäden aus versprengten bulgarischen Schafen in
den Farben Mausgrau bis Moshammergrün wollen anprobiert werden.
Die Schnittmuster für die Mass-Unterwäsche aus gefässabschnürendem
Latex müssen auch fertig sein. WIe gesagt, alles sehr vorhersehbar.

Gedankenverloren
rührte er mit einem winzigen Löffel aus getriebenen Silber im
Tee. Auch die Eskapaden seiner Söhne langweilten ihn.
Harry im Nazikostüm? Ach Gott, wir waren doch auch mal jung.
Und überhaupt: Von Architektur verstand der Führer ja was. Charles
wandte seinen Blick nach links. Dort kauerte ein vierschrötiges
Subjekt mit groben Gesichtszügen und wischte mit einem Staubtuch
aus ägyptischem Linnen die Porzellanfiguren der ersten Mingdynastie
auf dem antiken Sekretär sauber. Charles seufzte. Seine Camilla!
Eine Frau, so herb wie Orangenmarmelade und so herzhaft wie
Fleischmampfe mit Minzsosse (siehe Bild).
Der
Thronfolger räusperte sich: "Darling, ich liebe es,
wenn du vor mir putzt, aber ich habe die Heimlichkeit satt.
Lass uns heiraten, dann brauchst du zum Putzen gar nichts mehr
anziehen." Das Wesen am Boden grunzte zustimmend. Charles
lächelte. Eine richtig fette Hochzeit! Kutschen, Schottenröcke
und Geschenke! Mit schweissnasser Hand läutete er seinem Haushofmeister.
Es gab viel vorzubereiten. |