Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (30. Januar 2005)
  

  Wetten das ... ? Nö, das lassen wir diese Woche besser. Anweisung vom Chef: Keine Wetten mehr mit den Lesern! Zumindestens in nächster Zeit nicht. Dabei waren Sie, lieber Leser, für uns eine so sichere Bank. Gläserne Bankkonten. Selbstbedienung. Wetten, dass Sie auch diese Woche wieder keinen Leserbrief schreiben? 1:50. Traumquoten! Längst ernährt sich die Redaktion aus den Wetteinnahmen. Die Gehaltzettel der Kollegen stapeln sich auf den Schreibtischen. Ungeöffnet. Seit Jahr und Tag. Interessiert doch keinen.

  Von wegen "unterbezahlte Journalisten", wie ein empörter Leserbriefschreiber diese Woche gewette(r)t hat, die aus puren Neid die lukrativen Nebentätigkeiten eines Europaabgeordeneten anprangerten. Aber mal ganz ehrlich: Das ist doch ein bemitleidenswerter Mann, diesen Mandatslastenträger. Fast 60 ist dieser Politikcapo und muss sich noch so buckeln, um an sein Geld zu kommen. Wohl auf's falsche Pferd gesetzt? Wetten, dass Sie in der Redaktion keinen buckeln sehen? Das bitte schön, ist jetzt nicht als Wette zu sehen, lassen Sie's stecken, wir dürfen nicht. Wir und unterbezahlte Arbeit ... Wie kommt der verehrte Leserbriefschreiber auf so dünnes Eis?

  "Ja gut, äh", "Der Ball ist rund", "Ein Spiel dauerrt 90 Minuten", "Ja gut, äh", "der Pokal hat seine eigenen Gesetze", "elf Freunde müsst ihr sein", "Ja gut, äh", "Bundesliga ist kein Mädchensport", "Ja gut, äh", Was für Sprüche (www.normaligerweise.de/zitate.php)! Alle getürkt und manipuliert? Um Wetten zu gewinnen? Unsere Wissenschaftsredaktion hat es sich erspart, herauszufinden, welcher Schiri im Spiel war, als diese Kommentare fielen. Die meisten stammen vom seligen Sepp. Die Unparteiischen dürften nicht mehr als Zeugen aussagen können. Wetten? Wie naiv die damals doch waren: "Die Leute gehen zum Fussball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht." Das soll Herberger tatsächlich gesagt haben. "Weil sie nicht wissen, wie es ausgeht." Ha! Naiv oder doch bloss raffiniert gewettet?



  Das Fussballgeschäft ist rauher geworden, keine Frage. Wer ganz genau hinhört, kann aber schon seit längerem heraushören, wohin die Fahrt in der Bundesliga geht. Wetten? Rudi Völler: "Zu fünfzig Prozent haben wir es geschafft, aber die halbe Miete ist das noch nicht." Meinte er wirklich Miete? Oder war das ein Codewort? Viel deutlicher, wenn's ums Zocken geht, wird der Beckenbauer: "Ja gut, äh." Nein, nicht das. Wie sagte Franz? "Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift." Genau, wenn der Schiri pfeift. Schauen Sie in die Wettbedingungen, ja gut, äh nein, in die Spielregeln. Es geht nich darum, wie die Spieler spielen. Man tanzt nach der Schiri-Pfeife.

  Der Loddar (siehe Bild), man kann über ihn denken, wie man will, der Matthäus ("Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken.") hat die Affäre früh geahnt und sich moralisch daraus zurückgezogen. Unser Loddar. Asche auf sein Haupt. Was antwortete er auf die Frage nach seiner Karriereplanung? "Schiedsrichter kommt für mich nicht in Frage, schon eher etwas, das mit Fussball zu tun hat."

 

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