Eine
düstere Woche: Wieder haben internationale Pisa-Experten
unser Bildungssystem bewertet. Sie reisten in einer langen Kolonne
durch Deutschland. Oft hielten sie an und schenkten den zerlumpten
Gestalten in den Betonwüsten der Städte Glasperlen und Seife.
Jeden Aufenthalt nutzten sie, um den seltsamen Kauderwelsch
aufzuzeichnen, in dem sich die Einheimischen unterhielten. Das
war ein Lachen und Geschrei, als man den Befragten zeigte, wie
man mit fünf Fingern einfache Rechenaufgaben löst!

Offen
ist die Sunde, wo Deutschland in der Pisa-Studie steht.
Könnten wir noch mit berühmten Universitätsstädten wie Lagos
und Tirana mithalten? Allem Anschein nach sind die Finnen wieder
auf Platz Eins gelandet. Das hängt damit zusammen, dass es in
Finnland früh dunkel wird. Familien drängen sich in ihren Iglus
zusammen und lesen einander die Etiketten der Wodkaflaschen
vor. In der Kälte bewegen sich die Gedanken so langsam, bis
jeder verstanden hat. Und dann ist meist Zeit zum Schlafengehen.
Von
solchen Verhältnissen können wir in Deutschland nur träumen.
Damit Sie, lieber Leser, genau wissen, wo Sie uund Ihre Kinder
Pisa-mässig stehen, hat unsere Wissenschaftsredaktion einen
kleinen Test vorbereitet. Lesen Sie einmal den folgenden
Text des Schriftstellers Botho Strauss:
"Welche
Transformierbarkeit besitzt das Unsere, das Angerichtete noch?
Allen Anschein nach keine mehr. Wir sind in der Beständigkeit
des sich selbst korrigierenden Systems eingelaufen. Ob das noch
Demokratie ist oder schon Demokratismus: Ein kybernetisches
Modell, ein wissenschaftlicher Diskurs, ein politisch-technischer
Selbstüberwachungsverein, bleibe dahin gestellt. Sicher ist,
dieses Gebilde braucht immer wieder wie ein physischer Organismus
den inneren und äusseren Druck von Gefahren, Risiken, sogar
eine Periode von ernsthafter Schwächung, um seine Kräfte neu
zu sammeln, die dazu tendieren, sich an tausenderlei Sekundäres
zu verlieren."
Stopp! Tun Sie jetzt
so, als hätten Sie den Text verstanden. Referieren Sie den Inhalt
und benutzen Sie dabei einige unregelmässige Verben aus dem
Finnischen. Schreiben Sie den Text noch einmal rückwärts auf!
Schneller! Jetzt ohne die Konsonanten! Ordnen sie Botho Strauss
auf einer Skala von 1 bis 12 literarisch ein. Teilen Sie seinen
Namen durch sechs und ziehen Sie die Quadratwurzel daraus! Gehen
Sie zum Telefon und buchen Sie in der finnischen Stadt Tampere
ein Hotelzimmer!
Stopp! Beantworten Sie
jetzt folgende Frage: Was ist der Unterschied zwischen Konsonant
und Konsulat? Wie viel Prozent ergeben irgendwann hundert? Wenn
ein Fussballspiel zwei mal 45 Minuten dauert - wie schnell müssen
dann die Spieler rennen, damit es keine Verlängerung gibt. Warum
ist oben kälter als unten? Schreiben Sie die Ergebnisse auf
und schicken Sie sie uns zur Auswertung. Dann wissen Sie endlich,
wo Sie stehen.
Das Bild zeigt übrigens einen
jungen Ameisenbären namens Ernst-Einar, der aber mit
dem Inhalt dieser Kolumne nichts weiter zu tun hat. |