Es
gibt ja viele Theorien über den Unterschied zwischen Mensch
und Tier. Unsere Wissenschaftsredaktion hat sich mit dieser
ins Philosophische reichenden Frage immer wieder befasst und
festgestellt: Tiere sind im Gegensatz zum Menschen nie arbeitslos,
haben dafür aber auch keinen Versandhandel. Dieses Theorem
muss allerdings jetzt überprüft werden. Denn Karstadt-Quelle
ist, wie wir seit der vergangenen Woche wissen, so gut wie pleite.
Daran ändert auch der Plan der Politik nichts, Blauhelme in
die bedrohten Filialen zu schicken.
Schwerer
als die Schliessung der staubig-dunklen Karstadt-Häuser wiegt
der Umstand, dass womöglich auch das Versandhaus Quelle
mit in den Abgrund gerissen wird. Das schmerzt. Für die Generation
30 plus ist ein Dasein ohne den Quelle-Katalog kaum vorstellbar.
Bereits in der Pubertät hatte man sich an den vielen hundert
abgebildeten Frauen nicht satt sehen können. Dass es überhaupt
so viele Frauen auf der Welt gab! Und all die anderen Dinge:
Schrankwände, Heizdecken und Heimorgeln! Und dieser sagenumwobene
Massagestab für die Frauen! Aber das ist eine andere Geschichte
...
Mit Quelle verpflogen damals endgültig
die Gespenster der Vergangenheit. Die blauen Pakete
drangen in Regionen der Welt vor, in denen kein deutscher Soldat
zuvor war. Bereits 1956 eröffnete Quelle das erste Versandgebäude
mit eigener Tankstelle in Nürnberg. Heute kommen aus Nürnberg
nur noch die Arbeitslosenzahlen. Zehn Jahre später engagierte
Quelle den Modeschöpfer Heinz Oestergaard (Bild). Gerne
liess sich der schlohweisse Karajan der Kittelschürze fotografieren,
wie er im Tessin oder auf dem Kurfürstendamm eine ganze Herbstkollektion
mit ein paar Strichen aufs Papier warf.
Modeschöpfer
gibt es nicht mehr. Sie sind versunken wie die ganze Quelle-Welt.
Heute werben die Beckhams und Schiffers für die Versender, aber
das ist etwas anderes. Früher führte der Quelle-Katalog den
Beweis, dass sich das Leben sortieren lässt. In Haushalt,
Technik, Schmuck, Möbel sowie Herren- und Damenoberbekleidung.
Darunter fielen auch Oestergaards bunte Kittelschürzen. In Zeiten
der Globalisierung und des Terrors hat an Kittelschürzen niemand
mehr Interesse. Obwohl, für die ganzen Experimente in der Wissenschaftsredaktion
... Vieleicht sollten wir uns hundert Stück sichern. |