Deutschland
schwitzt. Ein salziger Dunst weht durch Einkaufspassagen
und Büros. Auch Gerichtssäle sind von jeher Orte, in denen die
Schweissdrüsen Schwerstarbeit leisten - sei es dem Gefühl der
Angst oder des Triumphs gehorchend. So auch in Düsseldorf. Unmittelbar
vor dem Freispruch in Sachen Josef Ackermann und Co. bildete
sich auf dem ansonsten makellosen Teint des Deutsche-Bank-Vorstandssprechers
eine Schweissperle.
Hätten sie gewusst,
auf wessen Stirn sie da hinabmäanderte, sie wäre vor Schreck
wohl zerplatzt. So aber streifte sie die blitzende Mundpartie
des Bankers und riskierte einen Seitenblick zur Stirn von Klaus
Esser, von dem man sagt, er habe nicht mal geschwitzt, als er
einen Scheck über 30 Millionen Euro in Empfang nahm. Dann suchte
die Schweissperle Zuflucht unter Ackermanns blütenweissem Hemd,
das wie ein schützendes Zelt Verunglimpfungen und Neidparolen
von der engadingebräunten Schweizer Haut des Bankers fern hielt.
Nur als sie jene Körperregionen passierte, hinter denen man
emotionale Zentren vermutet, die auch für das Schamgefühl zuständig
sind, geriet sie in eine Senke. Danach verlor sich ihre Spur.
Schweiss
ist ja Ausdruck sinnlicher Lebenskraft einerseits und harter
körperlicher Arbeit anderseits. Die einen schwitzen, weil die
Lust sie überfällt, die anderen, weil sie eine Strasse asphaltieren
oder eine Realschulklasse unterrichten müssen. Bei Männern wie
Josef Ackermann oder Max Strauß, dem auch eine gesteigerte Transpiration
nachgesagt wird, trifft beides nicht zu. Vielleicht leiden sie
unter der sogenannten Hyperhidrose. Darunter verstehen wir eine
übermässige Steigerung der Schweisssekretion über das für die
Thermoregulation nötige Mass hinaus. Die ekkrine Schweissdrüse
wird sympathisch innerviert, besitzt aber eine cholinerge Transmittersubstanz.
Das war jetzt die Analyse unserer Wissenschaftsredaktion.
Ob
ekkrin oder sympathisch: Bei vielen Männern wirkt eine ausser
Rand und Band geratene Schweissproduktion durchaus anziehend.
Man erinnert sich an die Coca-Cola-Werbung, in der ein schweissnasser
Handwerker durch schiere Virilität eine ganze Rotte von Vorstandssekretärinnen
zum Augenverdrehen, Zungenrollen und Rockhochrutschen zwingt.
Ob dieses Phänomen jetzt auch in der Vorstandsetage der Deutschen
Bank beobachtet werden kann, ist unklar, weil die Fassade verspiegelt
ist. Im Umfeld von Max Strauß kam dergleichen aber nicht vor. |