Oft
erscheint uns unsere Arbeit sinnlos. Was haben wir in den
ergangenen Wochen auf die Schwachstellen im deutschen Fussball
hingewiesen ("Lieber Rudi Völler, nach sorgfältiger
Beobachtung des Spiels der deutschen Mannschaft sind wir der
Meinung, dass dessen Mängel nur durch eine grosszügige Zuwanderunsgregel
ausgeglichen werden können. Gleich lautendes Schreiben geht
an Innenminister Schily und CSU-Chef Stoiber."). Niemand
hat auf uns gehört. Vom DFB kam nur ein knappes Antwortschreiben
("Herzliche Grüsse auch an die Wissenschaftsredaktion
..., euer Rudi.") Es war alles für die Katz.
Auch
auf diese Kolumne haben wir uns intensiv vorbereitet, ein
Trainingslager und einen Taktiklehrgang an der Sporthochschule
Köln besucht. Ausserdem hat unsere Wissenschaftsredaktion eine
Spielanalyse verfertigt. Also: "Die Tschechen standen
kompakt hinten, machten die Räume eng und gingen aggressiv in
die Zweikämpfe. Unsere Elf wiederum fehlte oft das Quäntchen
Glück, obwohl die kämpferische EInstellung ..." Verdammt,
wofür bezahlen wir überhaupt diese Wissenschaftsredaktion?
VIeleicht
messen wir dem Fussball ja zu viel Bedeutung bei. Wohin
das führt, zeigt eine Meldung der vergangenen Woche: Gegen Ende
der ersten Halbzeit des Spiels Deutschland - Tschechien kam
es in Wuppertal zu einem Ehedrama: Weil sie sich über das Fernsehprogramm
nicht einigen konnten, stach eine Frau ihrem Lebenspartner ein
Messer in den Kopf. Er wollte Fussball schauen, sie nicht. Der
Mann musste im Krankenhaus behandelt werden. Er habe sich während
des Streits voll auf seine kämpferischen Qualitäten besonnen,
erklärte er. Seine FRau wiederrum verwies darauf, dass ihr einfach
das nötige Quäntchen Glück gefehlt habe.
In
England randalierten wenig später die Hooligans. Die Polizei
ging aggressiv in die Zweikämpfe. Die SPD debattierte darüber,
ob man zu den nächsten Wahlen antreten oder vier Jahre Pause
zum Aufbau von neuen Spielern nutzen sollte. Aber sind die schnell
genug, um über Aussen zu gehen? Und wer übernimmt die Innenverteidigung
gegen den DGB?
WIr werden jedenfalls ab der
nächsten Woche wieder mehr Akzente im Mittelfeld setzen und
uns auf die mannschaftliche Geschlossenheit besinnen. Auch wenn
wir nicht so abgezockt sind wie die Tschechen. Machen wir uns
nichts vor: Entscheidend ist dich die kämpferische Leistung.
Und das Quäntchen Glück. Aber auf uns hört ja eh niemand. |