Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (11. Januar 2004)
  

  1,34 Kinder bekommt die deutsche Familie im Durchschnitt. Mehr nicht. Das wäre eigentlich nichts Neues. Viele Politiker sind aber empört, dass sie erst jetzt von dieser alarmierenden Zahl erfahren haben. Das liegt daran, dass nur 23,8 von 100 männlichen Politikern überhaupt wissen, was man mit Kindern macht, wenn sie erst einmal auf der Welt sind, weil sie durchschnittlich nur 3,4-mal pro Monat zu Hause reinschauen und ihre Kinder dann immer im Bett sind. Im Falle der CDU konnten gegenüber unserer Redaktion sogar nur 12,4 von 100 Abgeordneten präzise sagen, wie Kinder auf die Welt kommen und warum.

  Dennoch: Bei ihrer Traditionstagung in Wildbad Kreuth erschien der CSU nach längerem Herumdenken und durchschnittlich 4,36 Gläsern Weissbier pro Kopf die Kinderquote von 1,34 irgendwie, na ja, irgendwie niedrig. Könnte man diese Quote durch Zugabe von Vitaminen und Weisswürsten wenigstens auf 1,7 oder gar 1,9 erhöhen? - War die bange Frage.

  Dies wurde von einer Mutter mit sieben Kindern - der niedersächsischen Familienministerin Ursula von der Leyen - verneint. Sie war als Gast nach Wildbad Kreuth eingeladen worden. Sieben Kinder sind ein Wert, der auf der Familienskalierung des beginnenden 21. Jahrhunderts gar nicht feststellbar ist. "Herrschaftszeiten, es geht doch!", mag mancher bayerische Politiker gedacht haben. Die Frage, warum Frau von der Leyen zu all der familiären Erfüllung unbedingt auch noch berufstätig sein müsse, stand zwar im Raum, wurde aber eisern hinuntergespült.

  Dennoch treibt die CSU die Frage um, weshalb immer weniger Frauen sieben Kinder bekommen. Von der Leyen gab folgende Einschätzung: "Wir müssen Familien die Entscheidung für das Kind erleichtern." Kinder seien ein Karrieremotor. Die Bayern, die beim Stichwort Motor bisher nur an die Zylinderköpfe ihrer Dienst-BMWs dachten, stutzten.- Mehr Kinder - mehr Karriere? Das wäre ja ...

  So sah man bereits am Wochenende gestandene CSU-Politiker mit eilig zusammengerafften Blumen abends überraschend früh zu Hause eintreffen. Dort raunten die ihren verblüfften Gattinnen einige Koseworte ins Ohr, die ihnen die Sekretärin vorher aus dem Internet heruntergeladen hatte. Dann löschten sie für eine halbe Stunde das Licht.

  Unsere Redaktion hat das bayerische Modell geprüft und ermittelt: 0,234 neue Kinder pro Familie sind drin. Rein statistisch.

 

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