Wochen,
ja Monate wurde diese Lolumne von Kurzzeitprominenten blockiert,
deren Namen wir längst vergessen haben. Heute endlich können
wir uns wieder mit einem Thema befassen, das die meisten von uns
persönlich angeht: Die menschliche Intelligenz.
Sie fühlen sich angesprochen? Sehr gut. Interessant in diesem
Zusammenhang ist ja, dass nahezu jedermann der Überzeugung
ist, mindestens die Hälfte seiner Mitmenschen sein von Natur
aus strunzdumm. Folglich müsste also mindestens die Hälfte
derer, die sich so äussern, selbst ... Aber lassen wir das.
Neun Prozent derer, die als dumm gelten,
können eh nichts dafür. Es liegt an den Genen, wie eine
grosse deutsche Boulevardzeitung unter Berufung auf Schweizer Wissenschaftler
berichtet. Genauer gesagt, es liegt an einem einzigen Gen, nennen
wir es der Einfachheit halber Dumm-Gen. Wer es hat, leidet an schlechtem Erinnerungsvermögen
und minderer Auffassungsgabe. Sind sie, liebe Eltern unter den sehr
verehrten Leser und Leserinnen, sich der Tragweite dieses wissenschaftlichen
Beitrags bewusst? Bisher war es doch so: Sohn oder Tochter verhaut
Klassenarbeit, Erziehungsberechtigte reagieren mit Disziplinarmassnahmen.
Bis auf weiteres nur noch 200 Euro Taschengeld pro Woche, nur noch
acht Stunden Fernsehen und fünf Big Macs am Tag. Bis die Leistung
wieder stimmt. In Zukunft wird
Ihr Nachwuchs für sein Versagen Sie verantwortlich machen:
"Das liegt an den Genen. Und von wem habe ich die? Von euch!"
Wenn Sie, gnädige Frau, mit einem kleinen Scherz kontern wollen
("Von deinem Vater kannst du die Gene nicht haben, er hat sie
ja noch."), machen Sie die Sache nicht besser. Dann kämen
sie von Ihnen! Klarheit über die Herkunft des Störenfrieds
im Erbgut könnte ein Gentest bringen. Aber was ist damit gewonnen?
Wer will schon mit einem Blödmann oder einer dummen Schnepfe
verheiratet sein? Auch die Diagnose "beide sind gleich blöd"
verheisst auf Dauer wenig Trost. Möglicherweise
könnte die Analyse des Dumm-Gens manches erklären, was
in letzter Zeit schief gelaufen ist. Vieleicht käme ein Massen-Gentest
bei den Managern des Toll-Collect-Konsortiums zum Ergebnis: Selbst wenn
sie gemerkt haben sollten, dass ihr Mautsystem nicht funktioniert
- wovon nicht auszugehen ist -, hätten sie`s im nächsten
Moment auch schon wieder vergessen gehabt. Die viel gescholtene
Politik wollen wir an dieser Stelle ausdrücklich in Schutz
nehmen: Kein Mensch kann sich merken, was auf 17 000 Seiten
Vertrag geschrieben steht, nicht einmal einer, in dessen Familienerbgut
über Generationen hinweg kein einziges Dumm-Gen eingeheiratet
wurde. Irgendwas wollte ich noch
sagen ... Vorhin wusste ich`s noch ... Egal, ich kann eh nix dafür. |