Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26.Oktober 2003)
 

  Wochen, ja Monate wurde diese Lolumne von Kurzzeitprominenten blockiert, deren Namen wir längst vergessen haben. Heute endlich können wir uns wieder mit einem Thema befassen, das die meisten von uns persönlich angeht: Die menschliche Intelligenz. Sie fühlen sich angesprochen? Sehr gut. Interessant in diesem Zusammenhang ist ja, dass nahezu jedermann der Überzeugung ist, mindestens die Hälfte seiner Mitmenschen sein von Natur aus strunzdumm. Folglich müsste also mindestens die Hälfte derer, die sich so äussern, selbst ... Aber lassen wir das.
  
  Neun Prozent derer, die als dumm gelten, können eh nichts dafür. Es liegt an den Genen, wie eine grosse deutsche Boulevardzeitung unter Berufung auf Schweizer Wissenschaftler berichtet. Genauer gesagt, es liegt an einem einzigen Gen, nennen wir es der Einfachheit halber
Dumm-Gen. Wer es hat, leidet an schlechtem Erinnerungsvermögen und minderer Auffassungsgabe. Sind sie, liebe Eltern unter den sehr verehrten Leser und Leserinnen, sich der Tragweite dieses wissenschaftlichen Beitrags bewusst? Bisher war es doch so: Sohn oder Tochter verhaut Klassenarbeit, Erziehungsberechtigte reagieren mit Disziplinarmassnahmen. Bis auf weiteres nur noch 200 Euro Taschengeld pro Woche, nur noch acht Stunden Fernsehen und fünf Big Macs am Tag. Bis die Leistung wieder stimmt.
  
  In Zukunft wird Ihr Nachwuchs für sein Versagen Sie verantwortlich machen: "Das liegt an den Genen. Und von wem habe ich die? Von euch!" Wenn Sie, gnädige Frau, mit einem kleinen Scherz kontern wollen ("Von deinem Vater kannst du die Gene nicht haben, er hat sie ja noch."), machen Sie die Sache nicht besser. Dann kämen sie von Ihnen! Klarheit über die Herkunft des Störenfrieds im Erbgut könnte ein
Gentest bringen. Aber was ist damit gewonnen? Wer will schon mit einem Blödmann oder einer dummen Schnepfe verheiratet sein? Auch die Diagnose "beide sind gleich blöd" verheisst auf Dauer wenig Trost.
  
  Möglicherweise könnte die Analyse des Dumm-Gens manches erklären, was in letzter Zeit schief gelaufen ist. Vieleicht käme ein Massen-Gentest bei den Managern des
Toll-Collect-Konsortiums zum Ergebnis: Selbst wenn sie gemerkt haben sollten, dass ihr Mautsystem nicht funktioniert - wovon nicht auszugehen ist -, hätten sie`s im nächsten Moment auch schon wieder vergessen gehabt. Die viel gescholtene Politik wollen wir an dieser Stelle ausdrücklich in Schutz nehmen: Kein Mensch kann sich merken, was auf 17 000 Seiten Vertrag geschrieben steht, nicht einmal einer, in dessen Familienerbgut über Generationen hinweg kein einziges Dumm-Gen eingeheiratet wurde.
  
  Irgendwas wollte ich noch sagen ... Vorhin wusste ich`s noch ... Egal, ich kann eh
nix dafür.

 

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