Dinge, so oder so

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Die Dinge der Woche (14. September 2003)
 

  "Gib mir doch mal den Zucker, Schatz." - "Nimm dir den Sch**** doch selbst, du Schla*pe." - "Danke, Liebling." - "Verflucht, ich muss los." - " Bleibst du lange weg?" - "Das geht dich einen Sch***** an!" - "Schönen Tag, Liebling." - "Du mich auch!" Wir sind gerade bei Völlers zum Frühstück. Jetzt verlässt der Teamchef das Haus, starrt mit aufgerissenen Augen auf zwei Nachbarskinder, die sich verängstigt hinter eine Hecke flüchten. "Dreckspack! Lernt erst mal richtig kämpfen, ihr Weicheier." Völler steigt in seinen Dienstwagen und drückt ein mit Unrat gefülltes Band in den Kasettenrekorder.
  
So, das soll genügen. Ihnen reicht's auch? Gut, aber bevor sie jetzt uns unflätig beschimpfen, blicken sie mal kritisch auf unser Land. Es hat sich verändert. Nach Rudis Auftritt öffnet unsere Gesellschaft endlich die Kellertüren zu unterdrückten Aggressionen, Verklemmungen und Gemeinheiten. Wir atmen tief durch.
  
Die Folgen sind nicht zu übersehen. Passanten, die sich nie zuvor begegnet sind, beleidigen sich, kneifen sich in die Nase oder husten einander ins Gesicht. Danach gehen sie entspannt nach Hause oder ein Bier trinken. Ehemänner völlern - nicht faul -, was das Zeug hält, beleidigen ihre Frauen, die schlagen ihre Kinder, welche wiederum lachend jeden Scheiss in ihre Schulhefte kritzeln dürfen. Supermärkte werben mit Scheissprodukten für ein Schweinegeld. Radiostationen schenken jedem Arschloch zwei Euro. Handys verfügen über eine Fluchtaste, die auf Knopfdruck jeden Anrufer stundenlang in vier Sprachen beschimpft. Ein Ruck geht durchs Land. Auch wir Schreiber dürfen jetzt richtig losvöllern.
  Scheiss, tut das gut!

 

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