Dinge, so oder so

Zurück

 

Die Dinge der Woche (18. Mai 2003)
 

  Deutschland schrumpft derzeit von einer stolzen Industriemacht zu einem Zwergstaat. Doch wo geschrumpft wird, muss es auch Wachstum geben. Das sagt die chinesische Naturphilosophie. Dort gibt es die entgegengesetzten Prinzipien des Yin und Yang. Yin ist das passive, Yang das aktive, männliche Element. Verstanden? Nein? Nehmen wir einfach den früheren Tennisspieler Boris Becker: Er besteht mittlerweise nur noch aus seinen Haaren und seiner braunen Freundin. Diese Haare wachsen gegen den Trend.

  Das ist kein Zufall. Jeden Morgen steigt die braune Freundin auf eine Leiter und meisselt mit einem Porzellanhämmerchen den Kitt des Vortages aus den blonden Strähnen von Boris. Dann trägt sie sanft eine neue Schicht schnell bindenden Betons auf. Gegen 12 Uhr verlassen beide durch den neuen, 4,50 Meter hohen Durchbruch ihre exklusiveMaaisonette-Landhausstil-Etage. Die Haare von Boris hinterlassen hässliche Kratzspuren an der Decke. Draussen warten die Fotografen. Boris nickt freundlich. Ein Haarlack-Segment löst sich und tötet mehrere Kleinlebewesen. 12:30 Uhr: Das Paar beginnt in Münchner Boutiquen gegen den Trend zu konsumieren, wobei sich die Haare von Boris in der Oberleitung der Stadtbahn verfangen. Die elektrische Entladung bringt endlich Ordnung in seine Frisur.

  Boris' Haare sind also das Gegenteil einer Rezession. Während in Deutschland die passiven Yin-Jammerer das Sagen haben, sind Beckers Haare das aktiv treibende Yang-Element. Sie stellen den Kontakt zu dunkelhäutigen Frauen her, machen ihn auf Blitzlichter aufmerksam und warnen vor falschen Freunden. Zwischendrein wachsen sie. Immer weiter.

  Das fatale ist: Weil diese Haare so zügellos wuchern, muss etwas anderes schrumpfen. Geschrumpft sind vor allem das Ansehen von Hans Eichel und die Zahl der Hühner, die man zum Zweck der Nahrungsgewinnung noch ausschlachten kann. Wie soll das enden? Gestern wurde beobachtet, wie Boris die Deckenhöhe seiner Wohnung auf sechs Meter erhöhen liess. Mein Gott!

 

Zurück