Dinge, so oder so

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Die Dinge der Woche (09. März 2003)
 

  Die Deutschen gelten wahlweise als weinerlich oder albern. Nehmen wir den drohenden Krieg gegen den Irak. Die einen sind schockiert, demonstrieren für friedliche Lösungen, tanken nicht mehr und streichen ihren nächsten USA-Urlaub, weil sie vermutlich schon bald auf schwarzen Listen missliebiger Ausländer landen. Die anderen verblöden komplett, reden nur noch über "Deutschland sucht den Superstar" und die deutsche Grand-Prix-Vorendscheidung und studieren zwischendurch in der Boulevardpresse Aufnahmen der gepiercten Freundin von Oliver "Tor des Monats" Kahn, die jetzt als Promi-Luder zu kurzer Berühmtheit gelangt. Kurz: Wir dümpeln zwischen Schwermut und Debilität und wissen nicht wohin.

  Kann Amerika uns Halt geben? Ja, meint
Angela Merkel, die dafür von rheinischen Karnevalisten in der zurückliegenden Frohsinnskampagne in würdeloser Position gezeigt wurde - fröhlich schaute sie aus Uncle Sams Hinterteil. Nein, meinen so ziemlich alle anderen. Mit einem Land, in dem ein Mann wie Michael Jackson frei herumlaufen darf, kann etwas nicht stimmen. Der Zombie of Pop erschreckt nicht nur Passanten, indem er sein Kind aus dem Hotelfenster hält, sondern soll auch Filmregisseur Steven Spielberg per Voodoozauber den Tod an den Hals gewünscht und anschliessend in dem Blut von 42 Kühen gebadet haben. Irgendwann macht Michael Jackson etwas ganz, ganz schlimmes, läuft beim Kindergeburtstag Amok, und dann will wieder niemand etwas gewusst haben.

  Gleichwohl nötigt einem der Ex-Musikant, in dessem Gesicht sich tausende plastischer Chirurgen verewigt haben, Respekt ab. Wie schafft man es bloss, 240 Millionen Dollar Schulden anzuhäufen? Unsereinem wird ja schon die Kreditkarte geschreddert, wenn man mit der Abzahlung der Schrankwand nicht mehr hinterherkommt.

  Vor ein paar Jahren war noch alles anders, da konnte man gar nicht so schnell Autos kaufen und Reisen buchen, wie die Kreditangebote ins Haus flatterten. Inzwischen muss ein
mittelständiger Betrieb bereits Insolvenz anmelden, wenn die Anschaffung neuer Büroklammern ansteht. Die Banken geben nichts mehr, keinen müden Cent. So, und jetzt wird wiederum aus den USA gemeldet, dass die Konsumenten dort fröhlich weiterkaufen: Die dritte Waschmaschine, das fünfte Mobiltelefon und noch mal den Satz "Home of the brave"-Shirts für die übergewichtige Familie. In den USA gilt der Konsum nähmlich als nationale Aufgabe. Vieleicht kann sich ja die CDU in den Aufsichtsräten dafür verwenden, dass unsere Banken weniger knickerig sind. Damit es endlich wieder aufwärts geht in Deutschland.

 

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