Wie
schnell die Zeit vergeht. Kaum dass das Wasser der Jahrhundertflut
vom August samt den Folgen in unserer Erinnerung versickert war,
stand schon die nächste vor der Tür. Als kürzlich
die Einwohner im baden-württembergischen Wertheim nicht nur
vom Hochwasser, sondern auch von einer Medienflut heimgesucht wurden,
schauten sie wie begossene Pudel drein. "Jahrhundertflut? Sowas
kommt hier öfter vor."
Schwamm drüber. Die Jahrhunderflut ist dann doch
nicht ganz so schlimm ausgefallen, wurde sie doch von einer Frostwelle
eiskalt erwischt. Seit Anfang der Woche versuchen sich unsere Meteorologen
mit Kälterekorden zu unterbieten. Der Deutsche Wetterdienst
in Potsdam wähnte Cottbus am Mittwochmorgen bei minus 20,3
Grad als kältesten Ort Deutschlands. Die Konkurrenz von Meteomedia
sah das Thermometer am Funtensee im Berchtesgardener Land bei 31,2
Grad unter Null. Beide Werte sprechen eine eindeutige Sprache: Jahrhundertkälteeinruch. Und das Anfang Januar. Mitten in Europa.
Irgendwie scheint die Zeit zwischen den Jahrhundert-
ereignissen immer kürzer zu werden. Kaum eine Woche ist es
her, da bebte in Ibbenbüren in NRW die Erde. Der Erdstoss hätte
das Zeug zum Jahrhundertbeben gehabt - nur einen umgefallenen Geschirrschrank
hätte es schon gebraucht.
Und was die unbändige Natur nicht schafft, das
packt der Kanzler. Ein richtiges Jahrhundertdonnerwetter soll er kürzlich lossgelassen haben
- nicht etwa weil nach der geplatzten Schlichtung im öffentlichen
Dienst eine Jahrhundertstreikwelle drohte, sondern weil in aller Öffentlichkeit
über seine potenziellen Beziehungskisten spekuliert wird. Doris
aber hält zu ihrem Kanzler. Die Jahrhundertschlammschlacht fällt aus.
Gut, dass es das Fernsehen gibt, jenen Altar der Entspannung.
Dort läuft im Zweiten der für eine Rekordsumme produzierte
Vierteiler "Napoleon". Eine Jahrhundertproduktion, wenn auch etwas langweilig. Immerhin kann man gang angenehm
dabei dösen - bis zur nächsten Jahrhundertflut. |