Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (12. Januar 2003)
 

  Wie schnell die Zeit vergeht. Kaum dass das Wasser der Jahrhundertflut vom August samt den Folgen in unserer Erinnerung versickert war, stand schon die nächste vor der Tür. Als kürzlich die Einwohner im baden-württembergischen Wertheim nicht nur vom Hochwasser, sondern auch von einer Medienflut heimgesucht wurden, schauten sie wie begossene Pudel drein. "Jahrhundertflut? Sowas kommt hier öfter vor."

  Schwamm drüber. Die Jahrhunderflut ist dann doch nicht ganz so schlimm ausgefallen, wurde sie doch von einer Frostwelle eiskalt erwischt. Seit Anfang der Woche versuchen sich unsere Meteorologen mit Kälterekorden zu unterbieten. Der Deutsche Wetterdienst in Potsdam wähnte Cottbus am Mittwochmorgen bei minus 20,3 Grad als kältesten Ort Deutschlands. Die Konkurrenz von Meteomedia sah das Thermometer am Funtensee im Berchtesgardener Land bei 31,2 Grad unter Null. Beide Werte sprechen eine eindeutige Sprache:
Jahrhundertkälteeinruch. Und das Anfang Januar. Mitten in Europa.

  Irgendwie scheint die Zeit zwischen den Jahrhundert- ereignissen immer kürzer zu werden. Kaum eine Woche ist es her, da bebte in Ibbenbüren in NRW die Erde. Der Erdstoss hätte das Zeug zum
Jahrhundertbeben gehabt - nur einen umgefallenen Geschirrschrank hätte es schon gebraucht.

  Und was die unbändige Natur nicht schafft, das packt der Kanzler. Ein richtiges
Jahrhundertdonnerwetter soll er kürzlich lossgelassen haben - nicht etwa weil nach der geplatzten Schlichtung im öffentlichen Dienst eine Jahrhundertstreikwelle drohte, sondern weil in aller Öffentlichkeit über seine potenziellen Beziehungskisten spekuliert wird. Doris aber hält zu ihrem Kanzler. Die Jahrhundertschlammschlacht fällt aus.

  Gut, dass es das Fernsehen gibt, jenen Altar der Entspannung. Dort läuft im Zweiten der für eine Rekordsumme produzierte Vierteiler "Napoleon". Eine
Jahrhundertproduktion, wenn auch etwas langweilig. Immerhin kann man gang angenehm dabei dösen - bis zur nächsten Jahrhundertflut.

 

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