Die
Blockflöte
Weihnachten
ist Zeit der Hausmusik. Dass dabei in Zeiten digitaler Tonerzeugung
noch immer mit Löchern versehene Holzröhren zum Einsatz
kommen, verdient zunächst unere Sympathie. Denne es schult
die Feinmotorik der Jugendlichen und verhindert wenigstens für
Minuten deren zwanghaftes Ausspucken.
Umstritten ist allerdings die Hypothese, dass die Blockflöte
ein ideales Instrument zum Erhalt des Familienfriedens sei. Zwar
zertrümmern viele Eltern , die zuvor durch das Stahlbad der
obertonreichen Hausmusik gingen, im Affekt bis zu fünf Blockflöten
pro Weihnachtssaison. Dás kann befreiend wirken. Andere verschwinden
über Stunden im Bastelkeller und verkleben die Flötenöffnungen
mit schnell bindendem Holzleim. Dadurch gehen sie ihrer Familie
nicht auf die Nerven, die in der Zwischenzeit den Baum dekoriert.
Laborratten allerdings reagierten, als man sie über Stunden
mit dem für Blockflöte arrangierten Satz "Tochter
Zion freue dich" traktierte, mit Nervosität und Schweissausbrüchen.
Später kam es zu vermehrten Fällen häuslicher Gewalt.
Über die Geschichte der Blockflöte ist nichts
bekannt. Spekuliert wird, dass es sich ursprünglich um ein
reines Verteidigungsinstrument handelte, das beim Aufprall auf die
Schädeldecke eines Tieres oder Menschen schmerzhafte und mitunder
tödliche Verletzungen hervorrief. Auch heute beobachten wir
Kinder, die sich die spitzen Mundstücke in Augen oder Magengrube
rammen, weil sie sich um Geschenke streiten.
Klar ist: Es handelt sich nicht um ein Musikinstrument.
Das hat bereits der berühmte Musiktheoretiker Theodor W. Adorno
erkannt, der auf die Frage "Was ist schlimmer als eine Blockflöte"
antwortete: "Zwei Blockflöten". |