Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (15. Dezember 2002)
 

  Wer hat Lust? Wer möchte Kanzler von Deutschland werden? "Wer meint, dass er es besser kann, der soll es machen", soll Gerhard Schröder in der SPD-Vorstandsitzung geschimpft haben. Eine mutige Aussage in den Zeiten der Massenarbeitslosigkeit. Mancher mag sich jetzt denken: Geräumige Dienstwohnung, mehrere warme Mahlzeiten täglich, Reisen, und für die politische Arbeit hat man ja seine Leute. Aussagekräftige Bewerbungen nimmt jede SPD-Geschäftsstelle entgegen.

  Nur eins sollten alle Kandidaten und Kandidatinnen beherzigen: Das
Dritte-Reich-Vergleichsverbot, das hiermit verhängt wird. Helmut Kohl vergleicht Bundespräsident Wolfgang Thierse mit Hermann Göring, Herta Däubler-Gmelin denkt über die geistige Verwandschaft von US-Präsident Goerge W. Bush und "Adolf Nazi" nach, jetzt hat Roland Koch hingelangt. Der hessische Ministerpräsident sorgte im Wiesbadener Landtag während der Debatte über die Vermögensteuer mit der Bemerkung für Aufsehen, reichen Menschen würde ein Stern angeheftet. Mal eine Sache, Herr Koch: Gnade der späten Geburt bedeutet nicht, dass man mit dem Denken aufhören darf.

  Wahrscheinlich war das aber nur Kochs ungeschickter Versuch, in der letzten Sitzung vor den Landwahlen im Februar die wohlhabenden Familien aus Frankfurt und dem Taunus sowie die heimatlos gewordenen Möllemann- Anhänger gleichermassen für sich zu gewinnen. Bei letzeren können übrigens
Flugblätter ein probates Mittel sein. Unserer Vorschlag: Ein ungünstiges Bild von Schröder, eine Hassaufnahme von Verdi-Chef Frank Bsirske - und Koch empfiehlt sich als Retter des sozialen Friedens. Die nötigen Spender wird der Unionspolitiker schon auftreiben.

 

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