Wie ernst die Lage wirklich in Deutschland? Wir wollten es genau wissen und haben
ein wenig herumtelefoniert. Jörg K., Rechtsanwalt aus Augsburg:
"Ich wollte meiner Tochter was schönes zum Geburtstag
schenken. Aber mehr als ein Golf ohne Extras ist nicht mehr drin."
Hilde S. aus Wuppertal: "Ich habe meinen Mallorca-Winterurlaub
um drei Monate gekürzt. Die traurigen Augen des Hotelbesitzers
werde ich mein Leben lang nicht vergessen." Gotthilf S., Professor
für öffentliches Recht in Heidelberg:"Ohne die kleinen
Geschenke meiner Studenten wäre ich schon längst am Ende."
Entsetzlich.
Apropos Professor: Die katastrophale Lage hat jetzt
auch den bekannten Historiker
Arnulf Baring auf den Plan
gerufen. Der 70jährige hat seine akademische Jugend und seine
besten Mannesjahre nicht mit dem Studium von Frauen und geistigen
Getränken verbracht, sondern mit der Geschichte der Sozialdemokratie
verplempert. Danach hat er das ganze Risiko einer öffentlichrechtlichen
Professorenexistenz getragen. In der gleichen Zeit hat Kanzler Schröder
vier Mal geheiratet. Dafür will sich Baring jetzt rächen.
Er fordert eine Revolution in Deutschland und berauscht sich an
wilden Träumen: Er selbst steht vorne auf den Barrikaden, endlich
umgeben von schönen Frauen und umschwirrt von den Kugeln der
Reaktion. Das lichte Haar weht im Wind, während der Ordnungsmacht
trotzig ein zerschossenes Lohnsteuerformular entgegenschleudert.
Hinter ihm stehen tausende von hungernden und verzweifelten Steuerberatern,
Ministerialbeamten, Erben, Ärzten (und Ärztinnen, hehe!),
Dienstwagen. "Wir brauchen mehr Wettbewerb", brüllt
Baring. Und: "Nieder mit der Entmündigung der Bürger."
Danach übergibt er die Revolutionsführung noch schnell
an einen Vertreter der kassenärztlichen Vereinigung. Er muss
nähmlich dringend zur Message.
Wir halten sie über den Fortgang der Revolution
auf dem Laufenden, müssen aber noch schnell etwas aufklären.
Haben sie diese Woche den
Mann mit schwarzen Hut gesehen,
der in London öffentlich eine Leiche sezierte? Dieser Mann
ist nicht der Schönheitschirurg von Michael Jackson. Er ist
auch kein unterbezahlter Allgemeinarzt, der das neue Messerset von
Rowenta promotet. Es ist der bekannte Leichenaufschneider Gunther
von Hagens, der nach der Devise handelt: Die meisten Menschen sind
zu Lebzeiten nutzlos und kosten Geld. Da kann man schon verlangen,
dass sie nach dem Tod das Letzte aus sich herausholen lassen. Schon
als Kind höhlte Hagens Salatköpfe aus und servierte sie
mit Formaldehyd statt mit Joghurt-Sahne-Dressing. Jetzt hat ihn
die Rürup-Kommision berufen, damit er untersucht, wie man dem
Patienten nicht das letzte Hemd, sondern gleich die ganze Haut abzieht. |