Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. Oktober 2002)
 

  Dies ist die Zeit der Rücktritte. Erst Jürgen W. Möllemann. Der ewig junge Israelhasser, beste Fallschirmspringer unter dem grünen Halbmond, begnadete Faltblattgestalter und Anonyme-Spenden-Sammler, blökt etwas von "Jagd aus den eigenen Reihen" und tritt einfach von seinem FDP-Landesvorsitz zurück. Gibt Deutschlands prominentester Schnauzbartträger wirklich auf?

  Bundeskanzler
Gerhard Schröder tritt von allen Wahlversprechen zurück, die er sowieso nie gegeben haben will, und ist überdies müde: "Es ist bedauerlich, dass wir nach der Kanzlerwahl am Dienstag keine Chance haben, uns ein paar Tage aufs Ohr zu legen." Die Wiederwahl liegt gerade mal vier Wochen zurück. Da hatte man sich mehr Arbeitsfreude erwartet.

  Der
FC Bayern München tritt grosser Wahrscheinlichkeit vom internationalen Wettbewerb zurück. Mit einem 1:2 beim AC Mailand hat er gute Chancen, den letzten Tabellenplatz zu halten. Auch hier wird's finanziell enger.

  PUR-Sänger
Hartmut Engler tritt von seiner Ehe mit Claudia zurück und verlässt die Bietigheimer Villa. Er soll bei Freunden untergekommen sein.

  Die
Deutsche Bahn tritt vom Ticketverkauf zurück. Sie will 440 von 750 Reisezentren schliessen und 1800 Beschäftigte raussetzen. Das macht nichts, denn bei Stornokosten von bis zu 30 Euro traut sich ohnehin niemand mehr, einen Zugschein zu erwerben.

  Finanzminister
Hans Eichel zieht sich aus der Altersvorsorge via Aktien zurück, will künftig bei allen Gewinnen steuermässig hinlangen. Welche Geldanlage ist eigentlich noch erlaubt? Die Deutschen rücken der Altersarmut wieder ein gutes Stück näher.

  
Die Deutschen treten immer stärker vom Kaufen zurück. Nur noch nötigste Besorgungen wie Brot, Margarine und Fleischwurst werden erledigt. Der Rest kommt auf die Seite, für die Zeiten der Arbeitslosigkeit und die nächste Stufe der Ökösteuer.

  Oh, da ist etwas übersehen worden. Sobald Jürgen W. Möllemann seine Herzrhytmusstörungen überwunden hat, könnte er wieder kommen. "Über meinen künftigen Beitrag zur Politik im Einzelnen werde ich nach meiner Genesung entscheiden", droht der FDP-Politiker bereits in seinem Rücktrittsfax. Hier kann nur noch eine rasche Inhaftierung helfen.

 

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