Trinken
sie gerade eine Tasse Kaffee, liebe Leserinnen und Leser? Warum nehmen sie keinen Plastikbecher,
der unter Verbrennung hochwertigen Kohlendioxids hergestellt wurde?
Sie wollen die Umwelt schützen? Dann hätten sie auf die
Ergebnisse des Umweltgipfels in Johannesburg achten sollen. Da wurde
beschlossen, das bei uns produzierte Kohlendioxid einfach in die
Staaten umzuleiten, wo man es – seien wir mal ehrlich – mit der
Luftreinhaltung ohnehin nicht so ernst nimmt. Im Gegenteil: Ein
satter graubrauner Himmel, ätzender Schleim im Mundwinkel und
Russ auf dem Kopfkissen stehen für zivilisatorischen Fortschritt.
Alle wissen: Wer den Dreck mal hat, kriegt bald auch das passende
Chemiewerk. Das ist den Entwicklungsländern eine Stange Geld
wert. Allein die Einkaufsfahrt eines US-Vierradjeeps bringt per
Energiescheck 543 mexikanische Familien die ersehnte Einbauküche.
Umweltminister
Jürgen Trittin flog
unter Ausstoss von etwa 2000 Tonnen Kohlendioxid (mehr ging beim
besten Willen nicht) nach Johannesburg, übergab symbolisch
80 Tonnen Gas und nahm dafür einen Scheck über 260 000
Euro entgegen. Kritik von Globalisierungsgegnern wischte er beiseite:
"Wir können den Entwicklungsstaaten aus pädagogischen
Gründen unseren Dreck nicht umsonst überlassen".
Doch mit der Qualmumleitung ist es nicht getan. Trittin
zeigte den Einheimischen, wie man moderne
Energiesparhäuser
baut. Der Grundriss ist einfach: Ein grosser Raum wird zum Kochen,
Schlafen und für die Familienplanung genutzt. Das erspart den
Bewohnern die verbrauchsintensiven Gänge von einem Zimmer zum
anderen, wie man sie in Europa aus den Altbauwohnungen von Gymnasiallehrern
und Journalisten kennt. Die so gesparten Energiekosten können
für den Kauf von Abgasen aus den USA und Europa ausgegeben
werden.
Wenn nur alles so einfach wäre. Die Arbeitslosen und der fallende DAX bringen Rot-Grün mächtig ins
Schwitzen. Doch auch Stoiber macht Fehler. Er lächelt zuviel.
Auf Grund einer rätselhaften Krankheit ziehen sich die Mundwinkel
des Kandidaten nach oben, sobald eine Kamera auf gerichtet ist.
Schröder ist das Lachen vergangen. Immerhin konnte er sich
mit dem Hinweis verteidigen, dass die Zahl der Arbeitslosen immer
noch besser als die Quersumme aus dem DAX-Wert und der Regenmenge
pro Quadratmeter im August. Es geht aufwärts, so der Kanzler.
Zu klären wäre nur noch, ob der heisse Dampf aus dem Mund
unserer Politiker auch nach Afrika umgeleitet werden kann. |