Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (20. August 2000)
 

  Die Deutschen! In Sachen Nationalstolz und Ordnungssinn besetzen sie stets einen führenden Platz in der Völkergemeinschaft. Beide Tugenden vereinigten sich vortrefflich in der nationalen Aufgabe des Denkmalschutzes. Beharrlich schützte man Autobahnzubringer, Stundenhotels oder Verteilungskästen der Bundespost. Tempi passati! Heute fehlt es am Geschichtsbewusstsein. Jüngster Beweiss: Die frühere Zentrale der CDU in Bonn soll abgerissen werden. Bürofluchten, in denen Norbert Blüm und Pastor Hintze Strategien zur Verteidigung von Rentenformeln und Grundwerten entwarfen, werden bald von der Abbruchbirne zerschmettert. Für den stummen Zeugen hemdsärmeligen Regierens ist im Zeitalter digitaler Flüchtigkeit kein Platz mehr.

  Wo wird
Claudia Schiffer ihren Platz finden? Das Ex-Supermodell wird 30. Und wir erinnern uns: Neben der Becker-Faust und der echsenhaft vorflitzenden Zunge von Ex-Bundeskanzler Kohl war das von den verschränkten Armen wirkungsvoll zusammengepresste Dekolleté von Claudia ein psysisches Markenzeichen der beginnenden 90er Jahre. Doch auch hier droht der Fluch der Digitalisierung. Virtuelle Figuren, von Computerdesignern entworfen, präsentieren Mode im Internet. Ihnen eignet dauerhaft jene Falten- und Makellosigkeit, für die wir Claudia über Jahre hinweg abgöttig bewunderten. Und jetzt? Das Ex-Supermodell liess uns wissen, dass sie jetzt endlich Freundschaften aufbauen will. Mit einem Vermögen von 120 Millionen im Kreuz sollte das kein Problem sein, Claudia.

  Probleme hat vielmehr die schlachterprobte
österreichische Armee. Hohn und Spott muss sie zur Zeit ertragen. Das so genannte Bundesheer verfüge über nur 110 Panzer, aber 270 Generäle, hiess es. Doch diese Zahlen beweisen nur, dass in Österreich von einem Beförderungsstau wie in der deutschen Armee nicht die Rede sein kann. Und dass die Luftwaffe der Alpenrepublik von Kennern abfällig als "Friendly Airforce" bezeichnet wird: unverschämt! Denn die rund fünf (Hubschrauber micht mitgezählt) Maschinen verhinderten damals doch, dass die rote Armee über Wiener Neustadt und die Autobahn 8 nach München vorstiess. Sankt Gilgen von Kommunisten besetzt! Wo hätte unser damaliger Bundeskanzler seinen Urlaub verbringen sollen? Mit Lafontaine an der Saarschleife etwa!?

 

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