Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (4. Juni 2000)
 

  Die Expo hat eröffnet, Bill Clinton ist zum Staatsbesuch angerückt, im öffentlichen Dienst droht Streik, Arbeitsminister Riester hat sein Rentkonzept vorgelegt, der deutsche Katholikentag zieht die Gläubigen an - ganz schön was los ind diesen Tagen, trotz Feiertagslaune und Brückentagkurzurlaubsstimmung. Aber ein echtes nachrichtliches Highlighth? Eine Schlagzeile, die alle anderen aussticht? Vieleicht die: Natsagiyn Bagabandi, der Staatspräsident der Mongolei, ist am Mittwoch in der Villa Reitzenstein von Staatsminister Christoph Palmer empfangen worden. "Im Rahmen eines Gesprächs erörterten die beiden Politiker Möglichkeiten zur Verteifung der biliteralen Zusammenarbeit." Mit anderen Worten: Die beiden hatten sich echt was zu sagen. Und: Man darf gespannt sein, zu welchen vertieften Ergebnissen die mongolisch-schwäbischen Koopertion, zum Beispiel im Bereich der Lebensmittelhygiene, führen wird.

  Schön, dass in diesen Wochen, da angeblich alle nur noch ans Reichwerden denken, immerhin die Kleinanleger den Feiertag ehren. An Christi Himmelfahrt warten die
Börsianer auf dem Frankfurter Parkett jedenfalls vergeblich auf Aufträge. Hier und da tröpfelte was ein, ansonsten widmeten sich die Krawattenträger dem Himmelfahrt-Standardprogramm: Abwarten und Bier trinken. Auch an Pfingstmontag soll gehandelt werden. Wir empfehlen schon jetzt ein gutes Buch.

  Das wäre auch im Sinne des Kritikers Marcel
Reich-Ranicki, der 80 geworden ist. "Das Reich Ranicki" titelte "Die Woche" ihm zu Ehren, andersweitig gab's eine Reich-Ranicki-Enzyklopädie mit Sätzen aus dem "Literarischen Quartett". MRR hat viele Zuschauer davon überzeugt, dass man sich über Literatur herrlich aufregen kann. "Was schlecht ist, ist schlecht, und es muss gesagt werden. Ich kann nicht anders: Ich muss nörgeln." Möge ihn dieser Zwang nie verlassen.

 

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